«Mit der Religion bin ich im Zwiespalt»

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Bosshard?

Mit der Religion bin ich im Zwiespalt. Ich halte sie – wie alles, was menschengemacht ist – für fehlerhaft. Andererseits sehe ich, wie viele Menschen daraus Kraft schöpfen. Religion kann ein Anker sein, und vielleicht war ich in meinem Leben bislang einfach zu privilegiert, um diesen wirklich gebraucht zu haben. Ich glaube vor allem an Liebe. Im Endeffekt ist Liebe das, was im Leben alles zusammenhält, was heilt und versöhnt.

Als Moderatorin von «Gesichter & Geschichten» interviewen Sie viele prominente Menschen. Wie oft ist dabei der Glaube ein Thema?

Im Studiogespräch selten. Das bedeutet aber nicht, dass er keine Rolle spielt. Viele Prominente pflegen zum Beispiel ein Ritual, kurz bevor sie eine Bühne betreten oder auf Sendung gehen. Nicht selten ist das ein Gebet. Übrigens steht Gott bei den Verdankten sämtlicher Oscar-Dankesreden an sechster Stelle.

Stars werden von ihren Fans oft regelrecht angebetet. Können Sie das nachvollziehen?

Ja, man sucht doch nach Vorbildern. Das diese bei vielen Leuten Stars sind, ist nachvollziehbar: Durch ihre Medienpräsenz erscheinen Stars dem Publikum nahe genug, um Vertrautheit auszustrahlen. Trotzdem sind sie weit genug weg, dass es nicht zu persönlichen Enttäuschungen kommen kann.

Am 6. Mai wird König Charles gekrönt. Ist das auch für Sie als «G & G»-Moderatorin ein Grossereignis?

Absolut. Schon allein deshalb, weil über 300 Millionen Menschen diese Krönung am Fernsehen verfolgen. Ich interessiere mich sehr für die britische Monarchie. Nicht weil ich ein Fan bin, sondern weil sie die Welt massiv beeinflusst und verändert hat – nicht nur positiv. Meine Bachelorarbeit handelte davon, wie das turbulente Liebesleben von Heinrich VIII. die Church of England hervorbrachte.