Sie ordnen
die Bewegung dem «neocharismatischen Glauben» zu. Was heisst das?
Neocharismatisches
Christentum geht aus von einer evangelikalen Theologie und verbindet diese mit
einem ausgeprägten Glauben an Wunder wie Heilungen, Zungenrede, Prophetien und
Befreiungsdienst, also Dämonenaustreibung. Im Gegensatz zum traditionellen
Evangelikalismus, der davon ausgeht, dass die Wunder des Neuen Testaments mit
dessen Fertigstellung aufgehört haben, glaubt das neocharismatische
Christentum, dass sich Wunder biblischen Ausmasses auch heute ereignen, wenn
Christinnen und Christen richtig beten, genügend glauben oder heilig leben.
Die
Bewegung beruft sich auf die Mottos «simple» (Lebensstil, Glauben und
Strukturen sind einfach), «childlike» (auf Jesus vertrauen wie Kinder),
«radical» (leben ohne Kompromisse) und «pure» (ohne «Leichen im Keller»). Wie
beurteilen Sie diese Prämissen?
Die Verbindung von
betont einfachem Glauben – mit «simple» – mit radikaler Nachfolge kann auf Anzuwerbende faszinierend wirken.
Sie findet sich auch in Bewegungen anderer Religionen, die sich zurzeit in der
Schweiz ausbreiten, beispielsweise Tablighi Jamaat und Bhakti Marga.
Das
zweite Video im Youtube-Kanal der Bewegung ist vom Juli 2014 und erzählt von Openhouse4thun.
Es sei ein Arbeitszweig der örtlichen BewegungPlus und vernetzt mit der
Evangelischen Allianz Region Thun, heisst es. Die BewegungPlus steht sonst eher
für eine gemässigt evangelikale Haltung.
Von Organisationen
dieser Bewegung unterscheidet sich Openhouse4cities durch die betonte
Radikalität der Nachfolge, so leben die Mitglieder in Wohngemeinschaften
zusammen und bringen den Glauben in den Tagesablauf ein.