2010 startete in der Stadt Bern der «Strukturdialog». Das Projekt der reformierten Gesamtkirchgemeinde hatte das Ziel, sich selbst zu reformieren. Nach zehn Jahren sind die Reformierten der Bundesstadt und der Gemeinde Bremgarten dem Abschluss einen entscheidenden Schritt näher: Ab dem 1. Juli liegen der Fusionsvertrag und drei Reglemente für eine neue Kirchgemeinde Bern öffentlich auf. Bis Mitte November können Interessierte im Vernehmlassungsverfahren dazu Stellung nehmen.
Die Lektüre der Dokumente ist eher trocken. Es geht um das Organisationsreglement der allfälligen fusionierten Kirchgemeinde Bern, um das Abstimmungs- und Wahlreglement und um das Fusionsreglement, das die Übergangsphase bestimmt. Die drei Reglemente werden den Stimmberechtigten gleichzeitig mit dem Fusionsvertrag vorgelegt.
Neun von zwölf müssen Ja sagen
Ein Abstimmungsdatum gibt es noch nicht. Festgelegt ist hingegen: Stimmen die Stimmberechtigten einem oder mehreren dieser Reglemente nicht zu, obwohl sie die Fusion im Grundsatz annehmen, gibt es Verfahren zur Anpassung der Reglemente. Und die Fusion kommt zustande, wenn mindestens neun Kirchgemeinden Ja sagen zum Fusionsvertrag. Wenn sie angenommen wird, müssen Kirchgemeinden, die nicht mit dabei sein wollen, künftig selbst für Personal, Finanzen und Gebäude sorgen.
Für die Verantwortlichen des Projekts ist es gemäss einer Mitteilung nicht in erster Linie eine Sparmassnahme. Vielmehr würden Ressourcen frei für kirchliche Aktivitäten, weil Verwaltungsaufgaben professionalisiert würden. Ausserdem könne die Fusion das Quartierleben fördern. Dafür sollen die neuen Kirchenkreise sorgen, die ganz dem kirchlichen Leben gewidmet werden sollen.
Noch einmal Jahre bis zur Umsetzung
In Konsultativabstimmungen hatten sich 2017 alle zwölf Kirchgemeinden für Fusionsverhandlungen ausgesprochen. Für Abklärungen genehmigte die Berner Kantonsregierung Anfang 2019 einen Beitrag von 50'000 Franken. Die Leitung des Projekts Kirchgemeinde Bern wird ab Mitte November die Stellungnahmen auswerten. 2021 soll die Abstimmungsvorlage ausgearbeitet werden.
Nach einer positiv verlaufenen Abstimmung unter allen Kirchenmitgliedern könnte schliesslich die reformierte Kirchgemeinde Bern umgesetzt werden. Doch auch das würde noch einmal geraume Zeit dauern. Gemäss der Zeitplan im über 80 Seiten umfassenden Dokument «Bildung einer evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Bern» sind nach der Abstimmung noch einmal fünf- bis sechseinhalb Jahre bis zur abgeschlossenen Umsetzung vorgesehen. Darin enthalten sind sechs Monate «Bedenkzeit», während denen Kirchgemeinden noch beitreten können; eine Übergangszeit von einem bis zwei Jahren mit der Wahl des neuen Kirchgemeinderates; die Umsetzungsphase von vier Jahren.
Weitere Informationen gibt es auf der Website kgbern.ch