Im Winter ist die Alp Flix nur zu Fuss, mit Schneeschuhen oder für Tourengänger erreichbar. Das heisst, dass wir den Weg hoch auf die Alp unter die Füsse nehmen müssen. Wenigstens hinunter dürfen wir Schlitten fahren, was uns erleichtert. Denn an diesem Dezembermorgen kurz nach Weihnachten liegt der Schnee hoch. Wir, das sind der Fotograf und ich starten in Sur. Dort holt uns Pfarrerin Angelika Müller ab. Sie lebt derzeit auf der Alp, in der frisch renovierten Kapelle "Son Roc". Angelika Müller ist reformierte Pfarrerin, arbeitet in Langwies und Chur und hat eine lange Verbindung zu der Alp und ihren Bewohnern.
Im Gegensatz zu uns hat Müller Ski untergeschnallt. "Die ganze Geschichte erzähle ich, wenn wir oben sind", sagt sie und meint, dass sie die Energie für den Aufstieg sparen muss. Dass sie damit Recht hatte, merke auch ich bald. Der hohe Schnee macht die auf 2000 Meter liegende Alp schwerer erreichbar als erwartet. Plötzlich hält Müller doch an und zeigt auf eine Waldlichtung: "Zu diesem Ort gibt es eine Geschichte", sagt sie. Eines Tages im Winter habe sie hier Schreie gehört, sofort machte sie sich auf, um nachzusehen. Unten in der Lichtung lag ein junger Mann; weiter entfenrt ein Traktor. "Der Mann muss einen Unfall gehabt haben". Müller sprach mit dem Verletzten und rief den Notarzt. Später erlag der junge Mann seinen schweren Verletzungen. Die reformierte Pfarrerin blieb den zumeist katholischen Einheimischen jedoch ein Begriff, als diejenige, die zuletzt mit dem Verletzen gesprochen habe. "Auch das hat meine Beziehung zu dem Ort hier nochmal intensiviert, sagt sie und setzt ihren Weg fort.