Recherche 22. November 2022, von Constanze Broelemann, Rita Gianelli, Mayk Wendt

Buch-, Podcast- und Filmtipps zum Geniessen

Weihnachten

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr dienen auch dazu, sich einen Rückzug zu gönnen. Die "reformiert."- Redaktion hat ein paar Tipps parat, mit denen das gelingen kann.

Was Appetit auf das Leben macht

Welchen Grund haben Sie, morgens aufzustehen? In der japanischen Kul­tur wird diese Motivation als Ikigai bezeichnet. Es bedeutet so viel wie «das, wofür es sich zu leben lohnt». Die Japaner gehen davon aus, dass jeder Mensch sein Ikigai finden sollte. Und dabei ist es völlig egal, ob man das in der Familie, der Karriere oder in einem Hobby findet. Ikigai bietet eine andere Perspektive auf das Leben und Arbeiten.
Anhand der Lebensgeschichte des Keramikers Sokichi Nagae erklärt der Autor Ken Mogi die japanische Lebenskunst. Er ist Neurowissenschaftler und stellt die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kultur her. Die Säulen des Ikigai sind unter anderem: klein anfangen, Harmonie und Nachhaltigkeit leben, die Freude an kleinen Dingen entdecken, und einfach im Hier und Jetzt sein.

Ken Mogi: Ikigai. Die japanische Lebenskunst. Dumont, 2022, 176 Seiten, Fr. 19.90

Auch Nächstenliebe geht durch den Magen

«Babettes Fest» ist die Adaption einer Novelle der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen, die vor allem durch ihren Roman «Jenseits von Afrika» bekannt wurde. Im Mittelpunkt steht Babette, die vor dem Krieg aus Paris flüchtet und Aufnahme in einem pietistisch geprägten dänischen Fischerdorf findet – und die, weil sie es nicht lassen kann, heimlich Lotto spielt. Als sie eines Tages einen grossen Gewinn erzielt, beschliesst sie, für alle ein Festmahl zu kochen, à la cuisine française. Was die frommen Ein­wohner zunächst befremdet, erweist sich aber als Segen. Das mit Liebe und Dankbarkeit zubereitete Festmahl festigt und versöhnt die Dorfgemeinschaft. Unbedingt vor den Weihnachtstagen schauen, da der Film geradezu ermuntert, selber wieder einmal alle Register des Kochens zu ziehen.

Babettes Fest. Dänischer Spielfilm, 1987, Miete: Apple TV, Kauf: amazon.ch, Fr. 14.95

Eine Reise bis ans Ende der Welt

Was haben Patagonien, Bombay, Ton­ga und der Nordpol gemeinsam? Es sind Orte, die der Autor Roger Willemsen selbst bereist hat. Es sind gewissermassen auch «die Enden der Welt». Um seine unendliche Neugier, das Fremde, das Neue und den Menschen selbst zu erleben, unternahm er diese aufwendigen Reisen. «Die Enden» sind aber vor allem auch eine Metapher für allgemeine innere Zustände.
Das Ende der Liebe, das Ende der Sprache, der Moral, das Ende der Schöp­fung und nicht zuletzt eine Zustimmung der belebten Existenz. Über all das schreibt er in grossartigen Wortschöpfungen, mit Satzkon­struktionen, die manchmal eben­falls kein Ende zu haben scheinen. Im Mittelpunkt seiner zahlreichen Reisen stehen immer die Rückseiten der Landschaft und nicht die Sehenswürdigkeiten.

Roger Willemsen: Die Enden der Welt. Fischer-Verlag, 2011, 544 Seiten, Fr. 23.90

Das transalpine Hörerlebnis

«Keine Matura ohne Heidi!» heisst die aktuelle Folge des Podcasts «Ser­vus. Grüezi. Hallo.». Wöchentlich tauschen sich hier die Chefredaktoren der Schweizer und der österreichischen Ausgabe der «Zeit» mit ihrem deutschen Kollegen von «Zeit online» aus.
Der sogenannte transalpine Podcast ist gutes Infotainment und bietet den Hörerinnen und Hörern eine fundierte aber auch humorvolle Auf­bereitung aktueller Geschehnis­se aus den drei Ländern. Wobei die 3-Länder-Perspektive genauso bereichernd ist wie das Zusammenspiel der Hosts. Kürzlich war das Team zu Gast im Zürcher Kaufleuten und ging der Frage nach «Warum ist die Schweiz so reich?». Ein anderes Mal weilte man in Tirol und sinnierte über den Tourismus. Das ist Völ­kerverstän­digung auf die charmante Art.

Zeit online. Servus. Grüezi. Hallo. Wöchentlich, ca. 45 min, Apple-Podcast, gratis