Recherche 12. April 2018, von Sandra Hohendahl-Tesch

«Wir werden uns nun ins Zeug legen»

Religion

Weniger Geld, neue Ideen: Wie sich das Institut für interreligiösen Dialog künftig positionieren will, erklärt die Geschäftsführerin.

Es ist an einer einzigen Stimme gescheitert. Im Januar hat der Gemeinderat dem Zürcher Institut für interreligiösen Dialog ZIID die Sub­ventionen gekürzt – um 40 000 auf 100 000 Franken und auf zwei Jahre beschränkt. ZIID-Geschäftsführerin An­drea König bedauert den «schmerzhaften, kurzfristig aber nicht existenzbedrohenden» Entscheid. Zugleich sieht sie ihn als «Schuss vor den Bug», aber auch als «nötigen Weckruf», wie sie erklärt.

Wie geht es nun weiter? Ende März hat sich der Stiftungsrat mit dieser Frage beschäftigt und eine neue Strategie beschlossen. Diese zielt vor allem auf mehr Visibilität. Dass das ZIID in der Öffentlichkeit derzeit zu wenig wahrgenommen werde, habe auch mit dem Namenswechsel zu tun. «Viele Leute bringen das ehemalige Zürcher Lehrhaus nicht sofort mit dem ZIID in Verbindung», so König, die erst seit einem halben Jahr im Amt ist. Mit einer besseren Öffentlichkeitsarbeit will sie nun in die Offensive, «zu den Leuten raus und nicht erwarten, dass sie zu uns kommen».

Mandate aquirieren, Behörden und Institutionen aufsuchen, Fundraising betreiben – das ZIID möchte sich vermehrt aktiv als Ansprechspartner im interreligiösen und interkulturellen Dialog anbieten. An der Wissensvermittlung – und damit am breiten Kursangebot – will man indes auch in Zukunft festhalten. König ist sich sicher, dass diese Dienstleistung von grosser öffentlicher Relevanz ist. «Wir leben in einer unglaublichen religiösen Vielfalt. Die Gesellschaft ist herausgefordert, diese auszuhalten.»

Löhne im Mittelfeld

Die heutige Situation ist laut König schizophren: Einerseits werde Religion ins Private gedrängt, andererseits sei Religion mit Themen rund um christliche Werte oder Islamismus in jedermanns Mund. «Eine gefährliche Entwicklung, die Wissen unbabdingbar macht.»

Die Wissensvermittlung über Re­ligionen habe allerdings auch ihren Preis. «Gute Fachkräfte gibt es nicht wie Sand am Meer». An den Löhnen wolle man daher nicht schrauben. Entgegen einem Vorwurf, der in der Gemeinderatsdebatte seitens der SVP erhoben worden war, bewegten sich die Gehälter beim ZIID im adäquaten Mittelfeld.

Hervorgegangen ist das ZIID vor Jahrzehnten aus der Stiftung für Kirchen und Judentum. 2007 wurde auch der Islam einbezogen.

Finanziell getragen wird die Institution hauptsächlich von den beiden Landeskirchen sowie privaten Spendern. Beiträge leisten auch jüdische Stiftungen und muslimische Verbände. Und eben die Stadt Zürich, bei der König in zwei Jahren ein neues Gesuch einreichen wird. «Bis dahin werden wir uns mächtig ins Zeug legen. Wir sind zuversichtlich, dass dies auch Früchte tragen wird.»