Eine in die Jahre gekommene Heizung und der Auftrag der Mitglieder der Kirchgemeindeversammlung, mehr Raum zu schaffen für Gemeindeaktivitäten – das veranlasste den Vorstand der reformierten Kirchgemeinde Schiers, eine umfassende Kirchenrenovation in Angriff zu nehmen. Die letzte liegt vierzig Jahre zurück. Schon damals gab es Diskussionen über einen Abbau der Metzler-Orgel im Chorraum. «Wegen der auf Temperaturschwankungen empfindlich reagierenden Orgel kann der Chorraum nicht richtig beheizt werden», erklärt Ruth Flury, Kirchgemeindepräsidentin in Schiers. Ausserdem verdunkle das vor den Fenstern stehende Instrument den Kirchenraum merklich. Ebenfalls fehle in Schiers ein Konzertraum. «Wir brauchen mehr Platz für das Kultur- und Kirchenleben in Schiers.» Geplant ist, die Orgel im Chorraum abzubauen, um so mehr Platz für Musikkonzerte, Filmabende oder Theater zu erhalten. Eine neue Orgel soll auf der Empore gebaut werden.Eine Projektgruppe bestehend aus Fachleuten, Pfarrer und Kirchgemeindemitgliedern erarbeitete deshalb vor fünf Jahren ein Renovationsprojekt, das an der Kirchgemeindeversammlung vom letzten Juni gutgeheissen wurde.
Gemeindeleben gewichtet
Trotz Mehrheitsentscheid ebbt der Widerstand gegen das Vorhaben nicht ab. Die Orgelgruppe Schiers mit Vertretern und Vertreterinnen ausser- und innerhalb der Kirchgemeinde will die Orgel erhalten, was auch der Bündner Denkmalschutz unterstützt. Dieser hatte deswegen bei der Bündner Regierung interveniert, die jedoch den Nutzen für die Allgemeinheit höher wertete als kulturhistorische Interessen.
Finanzierung offen
Organist und Orgelexperte Matthias Wamser aus Basel arbeitet mit der Orgelgruppe Schiers zusammen, die auch eine Orgel-Konzertreihe in der Kirche organisiert. Wamser kommt ins Schwärmen, wenn er über die Schierser Orgel spricht. «Sie ist eine Rarität.» Durch ihre besondere Bauart wurde eine Idee verwirklicht, die in ganz Europa gefragt ist: «Sie verbindet zwei Arten von Orgelbau: den deutsch-romantischen und den französisch-symphonischen», erklärt Matthias Wamser. «Das ist eine besondere Leistung des Schweizer Orgelbaus.»
Der Kirchenvorstand sei sich des Seltenheitswerts der Orgel bewusst, betont Ruth Flury. Man habe auch einen Umzug innerhalb des Kirchenraums erwogen, aus Platzgründen jedoch davon abgesehen. Das als «Kulturpunkt» benannte Renovationsprojekt kostet die Kirchgemeinde 2,65 Mio. Franken. Trotz Beteiligung von Politischer Gemeinde und Landeskirche fehlen der Kirchgemeinde immer noch 900 000 bis 1,3 Mio. Franken. Der anhaltende Widerstand drohe aber die Kirchgemeinde zu spalten. «Wir geben uns noch ein Jahr Zeit, die Schierser Bevölkerung zur Unterstützung zu bewegen», sagt Ruth Flury.