Recherche 30. März 2020, von Rita Gianelli

Die lange Nacht der Kirchen in Graubünden wird verschoben

Gemeinden

Zum ersten Mal sollte in Graubünden die "Lange Nacht der Kir­chen" stattfinden. Ein spannender Einblick vor allem auch für Kirchenferne. Die müssen sich nun ein Jahr gedulden.

Ein Sofa unter der Kanzel, auf dems sich der Pfarrer gerade gemütlich macht und die Fragen aus dem Publikum beantwortet; ein Sternenhim­mel, der die Kirche in ein zauberhaftes Planetarium verwandelt, oder Lesungen unter freiem Himmel – Kirche, das ist mehr als ein Gebäude oder ein Gottesdienst. Kirche ist ver­träumt, poetisch, kann provozieren, ist laut und bunt. Mit oben genannten Beispielen wollen die Kirchgemeinden genau das an der ersten «Langen Nacht der Kirche» dem Publikum zeigen.

Bedürfnis gedeckt
Der nationale Anlass findet zum ers­ten Mal im Kanton Graubünden statt, am 5. Juni 2020. Über vierzig Kirchgemeinden aus dem ganzen Kanton öffnen ihre Türen. Was die Organisatorinnen, Cornelia Mainet­ti von der Fachstelle Kirche und Tou­rismus, und Jacqueline Baumer, Fach­stelle Gemeindeentwicklung, besonders freut, sind die so zahlreich eingegangenen Anmeldungen. «Das zeigt, dass ein echtes Bedürfnis vorhanden ist», so Cornelia Mainetti. Jacqueline Baumer überrascht das nicht: «Die Kirchgemeinden wol­len über ihr Engagement für die Gemeinschaft sprechen und der Kirche ein aktuelles Gesicht geben. Das haben wir bei der letzten Zukunftstagung erfahren.» Die Lange Nacht der Kirchen ist ein internationaler Event, der in der Schweiz erstmals im Aargau durchgeführt wurde. Mit dem ökumenischen Anlass wollen die Kirchen auf die Vielfalt ihrer Angebote und Traditionen aufmerksam machen. Den teilnehmenden Gemeinden steht es frei, wie sie sich präsentieren wollen. Die landeskirchlichen Fachstellen unterstützen sie bei der Koordination und der Werbung für ihre geplanten Anlässe.

Projekt strahlt aus
Die Reformierte Landeskirche stellt den teilnehmenden Kirchgemeinden Konzeptvorlagen, Zugänge zu den sozialen Medien und Werbe­ma­terial zur Verfügung. «Wir wollen, dass die Gemeinden mit möglichst geringem Aufwand Teil einer grossen Bewegung sein können», so Jacqueline Baumer. Für die Tourismus-Fachstellenleiterin Cornelia Mainetti ist klar: «Es existieren in den Gemeinden jetzt schon viele Projekte mit Ausstrahlung für den ganzen Kanton. Zum Beispiel die Pilgerwege.» Ein gemeinsamer Auftritt könne auch die Zusammenarbeit untereinander in Zukunft fördern. Die Lange Nacht der Kirchen sei zudem ein guter Anlass, bei dem sich Touristen und Einheimische kennenlernen können.

Niederschwellig bleiben
Dass es diesen gemeinsamen Auftritt der Bündner Kirchen  braucht, davon ist auch der Kirchenratsprä­-sident Andreas Thöny überzeugt. 50 000 Franken hat der Kirchenrat für die Umsetzung und Unterstützung des Anlasses gesprochen. Die Lange Nacht der Kirchen soll insbesondere Menschen ansprechen, die kirchliches Leben  höchstens an Ostern und Weihnachten kennen. «Die Landeskirche hat mehr zu bieten als die klassischen Gottesdienste», sagt Thöny. Dass der Kirchenrat den nationalen Anlass so umfassend unterstützt, habe auch mit dem grossen Interesse der Kirchgemeinden zu tun. Und: «Es ist uns wichtig, niederschwellig zu sein. Alle Angebote sind für die Besucher kostenlos», sagt Thöny.

Internetauftritt viersprachig
Die Bündner Landeskirche arbeitet eng mit dem nationalen Organisationskomitee zusammen. Esther Kuster von der Katholischen Landes­kirche des Kantons Aargau ist auch Mitglied des nationalen Projektteams. Dass mit Graubünden nun auch die Südostschweiz mitmacht, freut sie sehr. Der Wille, als Einheit in der Vielfalt aufzutreten, zeige sich auch darin, dass die schweizweite Webseite erstmals in allen vier Landessprachen verfasst ist.