Ein Sofa unter der Kanzel, auf dems sich der Pfarrer gerade gemütlich macht und die Fragen aus dem Publikum beantwortet; ein Sternenhimmel,
der die Kirche in ein zauberhaftes Planetarium verwandelt, oder Lesungen unter freiem Himmel – Kirche, das ist mehr als ein Gebäude oder ein
Gottesdienst. Kirche ist verträumt, poetisch, kann provozieren, ist
laut und bunt. Mit oben genannten Beispielen wollen die Kirchgemeinden
genau das an der ersten «Langen Nacht der Kirche» dem Publikum zeigen.
Bedürfnis gedeckt
Der nationale Anlass findet zum ersten Mal im Kanton Graubünden statt, am
5. Juni 2020. Über vierzig Kirchgemeinden aus dem ganzen Kanton öffnen
ihre Türen. Was die Organisatorinnen, Cornelia Mainetti von der
Fachstelle Kirche und Tourismus, und Jacqueline Baumer, Fachstelle
Gemeindeentwicklung, besonders freut, sind die so zahlreich
eingegangenen Anmeldungen. «Das zeigt, dass ein echtes Bedürfnis
vorhanden ist», so Cornelia Mainetti. Jacqueline Baumer überrascht das
nicht: «Die Kirchgemeinden wollen über ihr Engagement für die
Gemeinschaft sprechen und der Kirche ein aktuelles Gesicht geben. Das
haben wir bei der letzten Zukunftstagung erfahren.» Die Lange Nacht der
Kirchen ist ein internationaler Event, der in der Schweiz erstmals im
Aargau durchgeführt wurde. Mit dem ökumenischen Anlass wollen die
Kirchen auf die Vielfalt ihrer Angebote und Traditionen aufmerksam
machen. Den teilnehmenden Gemeinden steht es frei, wie sie sich
präsentieren wollen. Die landeskirchlichen Fachstellen unterstützen sie
bei der Koordination und der Werbung für ihre geplanten Anlässe.
Projekt strahlt aus
Die Reformierte Landeskirche stellt den teilnehmenden Kirchgemeinden
Konzeptvorlagen, Zugänge zu den sozialen Medien und Werbematerial zur
Verfügung. «Wir wollen, dass die Gemeinden mit möglichst geringem
Aufwand Teil einer grossen Bewegung sein können», so Jacqueline Baumer.
Für die Tourismus-Fachstellenleiterin Cornelia Mainetti ist klar: «Es
existieren in den Gemeinden jetzt schon viele Projekte mit Ausstrahlung
für den ganzen Kanton. Zum Beispiel die Pilgerwege.» Ein gemeinsamer
Auftritt könne auch die Zusammenarbeit untereinander in Zukunft fördern. Die Lange Nacht der Kirchen sei zudem ein guter Anlass, bei dem sich
Touristen und Einheimische kennenlernen können.
Niederschwellig bleiben
Dass es diesen gemeinsamen Auftritt der Bündner Kirchen braucht, davon ist
auch der Kirchenratsprä-sident Andreas Thöny überzeugt. 50 000 Franken
hat der Kirchenrat für die Umsetzung und Unterstützung des Anlasses
gesprochen. Die Lange Nacht der Kirchen soll insbesondere Menschen
ansprechen, die kirchliches Leben höchstens an Ostern und Weihnachten
kennen. «Die Landeskirche hat mehr zu bieten als die klassischen
Gottesdienste», sagt Thöny. Dass der Kirchenrat den nationalen Anlass so umfassend unterstützt, habe auch mit dem grossen Interesse der
Kirchgemeinden zu tun. Und: «Es ist uns wichtig, niederschwellig zu
sein. Alle Angebote sind für die Besucher kostenlos», sagt Thöny.
Internetauftritt viersprachig
Die Bündner Landeskirche arbeitet eng mit dem nationalen
Organisationskomitee zusammen. Esther Kuster von der Katholischen
Landeskirche des Kantons Aargau ist auch Mitglied des nationalen
Projektteams. Dass mit Graubünden nun auch die Südostschweiz mitmacht,
freut sie sehr. Der Wille, als Einheit in der Vielfalt aufzutreten,
zeige sich auch darin, dass die schweizweite Webseite erstmals in allen
vier Landessprachen verfasst ist.