Recherche 21. Dezember 2020, von Marius Schären

Zweiter schweizweiter Gottesdienst mit über 100 Beteiligten

Weihnachten

#churchunited heisst ein schweizweiter Online-Gottesdienst. Am 24. Dezember gibt es ihn zum zweiten Mal – die Initiantin Mirja Zimmermann sagt im Gespräch, wie es dazu kam.

An Pfingsten war er ein Überraschungserfolg: Der erste schweizweite reformierte Online-Gottesdiensts in London stiess auf ein grosses Echo. An vielen Orten ist noch unklar, ob und wie Weihnachtsgottesdienste durchgeführt werden. So war für die Initiantinnen des Projekts #churchunited (vereinigte Kirche), die Pfarrerinnen Priscilla Schwendimann (Zürich) und Mirja Zimmermann-Oswald, schnell klar, dass sie wieder einen solchen Gottesdienst anbieten wollen.

Erneut werden sich mehr als 20 Pfarrpersonen und über 80 Kirchenmitglieder aus der ganzen Schweiz und dem Ausland an diesem Gemeinschaftswerk beteiligen. Es wird gesungen, gebetet, musiziert – über alle Frömmigkeitsstile und sprachlichen Grenzen hinweg. Pfarrpersonen aus den Kantonen Aargau, Genf, Graubünden und Tessin predigen in den vier Landessprachen. Und wörtlich ein Highlight soll das Licht sein, das von allen geteilt werden wird.

Die Initiantin und Sumiswalder Pfarrerin Mirja Zimmermann äussert sich im Interview über die Hintergründe des Online-Projektes.

Wie kam es zur Idee von #churchunited?

Mirja Zimmermann: Während des Lockdowns im Frühjahr gab es vermehrt Stimmen, welche die Idee eines schweizweiten Online-Gottesdienstes äusserten. Vor Pfingsten habe ich spontan einen Aufruf auf Facebook gemacht, ob jemand Lust und Zeit hätte mitzumachen – und innerhalb von wenigen Stunden haben sich über 20 Pfarrerinnen und Pfarrer gemeldet. Gemeinsam mit der Pfarrerin Priscilla Schwendimann haben wir dann spontan ein Projektteam gebildet, das die Organisation und die Videobearbeitung übernommen hat.

Warum dieser englische Name?

Es gäbe gute Erklärungen, weshalb mit #churchunited ein englischer Projekttitel gewählt wurde, beispielsweise ist es eben kein Deutschschweizer Projekt. Die einfache Antwort ist schliesslich: Dieser Hashtag wurde im Zusammenhang mit der ersten Kampagne in den Sozialen Medien verwendet und ist nun einfach geblieben. 

Das Ganze ist also ursprünglich ein Projekt aufgrund einer Idee von Ihnen – wie kam es, dass es jetzt bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) läuft?

Während der erste Gottesdienst im Frühjahr lediglich auf dem EKS-Vimeo-Kanal aufgeschaltet werden konnte, wurden wir bei dieser zweiten Ausgabe von der Kommunikationsabteilung und der Webabteilung unterstützt. Nun können wir das Projekt offiziell unter dem Namen der EKS laufen lassen, was uns ausserordentlich freut.

Was ist geblieben von der ersten Ausführung zu Pfingsten?

Das Tolle an der Erfahrung im Frühjahr war einerseits die spontane und unkomplizierte Zusammenarbeit mit allen beteiligten Personen. Sonst ist man oft etwas alleine in den einzelnen Kirchgemeinden unterwegs – und nun war plötzlich eine schweizweite Zusammenarbeit über Sprachgrenzen und Frömmigkeitsstile hinweg möglich.
Ausserdem haben die Rückmeldungen gezeigt, dass es nach den negativen Schlagzeilen im Frühjahr rund um das EKS-Präsidium gut getan hat, dass wir ein anderes Gesicht zeigen konnten. Und dass wir sichtbar machen konnten, dass wir eine kreative, vielfältige Kirche sind, dass wir noch immer eine Kirche und auch gemeinsam unterwegs sind. Auch in Krisenzeiten. Besonders auch während Corona.

Was braucht es, um beim Gottesdienst dabei zu sein?

Mitgestalten dürfen grundsätzlich alle, die sich bei Priscilla Schwendimann oder mir melden. Wir haben die ganze Administration aus Gründen der Übersichtlichkeit über Facebook laufen lassen. Dort haben wir die Projekte auch ausgeschrieben, Interessierte konnten sich direkt melden. Schliesslich haben sich aber mehr Interessierte bei uns gemeldet, als liturgische Aufgabe zu vergeben waren. Da es beim Lichtervideo jedoch keine Obergrenze gab, konnten alle mithelfen, die gerne Teil des Gottesdienstes sein wollten. 

Zu schauen und zu hören gibt es den Gottesdienst ab dem 24. Dezember um 10 Uhr auf der Website der EKS – dazu braucht es einfach ein geeignetes Gerät und Internet.

Über 100 Menschen beteiligen sich mit Gesang, Gebet, Musik – wie wurde das organisiert?

Das lief per Facebook oder E-Mail mit den Beteiligten. Die Kirchenmitglieder wurden via Social Media oder über ihre Pfarrpersonen angefragt. Die Videos gingen via WhatsApp an die Person, die diesen Teil schliesslich zusammengeschnitten hat. Die Aufnahmen für die anderen liturgischen Teile wurden individuell aufgenommen und uns zur Weiterverarbeitung zugeschickt.

Ein Highlight des Gottesdienstes soll ein Licht sein, das von allen geteilt werden wird. Wie geht das?

Das Konzept ist das gleiche wie im Frühjahr beim Pfingstgottesdienst, bei welchem wir das Abendmahl geteilt haben. Jede Person nimmt bei sich ein Video auf, in dem sie ein Licht von links nach rechts weiterreicht. Diese Videos schneiden wir dann zu einem Ganzen zusammen. So wird das Licht schliesslich virtuell durch die ganze Schweiz weitergegeben.

Was liegt Ihnen persönlich am Herzen bei diesem Gottesdienst – und für die Weihnachtstage?

Nach wie vor ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft gross. Deshalb wollen wir das ermutigende Projekt #churchunited in die zweite Runde führen. Weihnachten ist nicht abgesagt. Wir feiern trotzdem – örtlich getrennt, im Glauben verbunden. Das Licht aus Bethlehem strahlt als Hoffnungsschimmer, gerade auch in diesem Jahr.

Der Weihnachtsgottesdienst #churchunited wird ab dem 24. Dezember 2020 um 10 Uhr auf dem Vimeo-Kanal der EKS und auf der Website www.evref.ch abrufbar sein.

Der Online-Pfingstgottesdienst 2020