Der Fussball fliegt auf den Torhüter Omid zu, doch der 14-Jährige wird ihn nicht fangen, denn am blauen Himmel über sich sieht er irakische Kampfflugzeuge. Sie bombardieren die nahe gelegene Ölraffinerie. Die Szene gleich zu Beginn des Films «Die Sirene» schafft in kürzester Zeit den Kontext: Die unbeschwerte Kindheit Omids ist vorbei, der Iran befindet sich im Krieg, und die Hafenstadt Abadan ist ein kriegsversehrter Ort geworden, den fast alle verlassen – auch Omids Mutter und seine jüngeren Geschwister. Omid selbst aber bleibt und muss sich entscheiden: Kämpft er wie sein älterer Bruder oder kann er sich anderweitig nützlich machen in dieser gefährliche Lage?
Mit «Die Sirene» präsentiert die iranische Regisseurin Sepideh Farsi erstmals einen Animationsfilm. Weltpremiere war im letzten Jahr an der Berlinale, nun kommt er in die Schweizer Kinos. Im Iran lebt Farsi inzwischen seit 40 Jahren nicht mehr, stattdessen im Exil in Frankreich. Immer wieder behandelte sie in ihren Filmen den Widerstand der iranischen Gesellschaft, zuletzt dokumentierte sie in «Daughters of Iran» die Frauenproteste aus Zusammenschnitten von Handyvideos aus dem Netz.