In vielen Ihrer Filme geht es um die aktuelle Lage im Iran. Warum haben Sie sich in «Die Sirene» mit dem Ersten Golfkrieg, einem historischen Stoff, beschäftigt?
Sepideh Farsi: Dieser Krieg hat die gesamte Region verändert, und er wirkt bis heute nach, nicht nur im Iran und im Irak, sondern im ganzen Nahen Osten. Die Regierung im Iran nutzte den Krieg, um ihre Macht zu stärken. Dennoch wurde er zu schnell zu den Akten gelegt, darum wollte ich das Thema noch mal ausgraben. Und ich wollte den Krieg aus der Sicht eines Jugendlichen zeigen, der die Wahl hat: Soll er daran teilnehmen oder nicht, und wenn ja, in welcher Form?
Sie haben diese Zeit selbst als Jugendliche erlebt. Welche Erinnerungen haben Sie?
Ich war so alt wie der Protagonist Omid, als der Krieg begann, ich erinnere mich gut. Vor der Revolution herrschte kein Krieg, man könnte sagen, das waren gute Zeiten. Doch auch damals lebten wir in einer Diktatur. Meine Familie war gegen die Schah-Regierung, Cousins und Cousinen waren in Haft, einige wurden getötet. Vor wie nach der Revolution gab es Opfer in meiner Familie. Die Diktatur, die sich dann etablierte, war einfach noch schlimmer als zuvor und mischte sich in alle Ebenen des Lebens ein.
Sie wurden mit 16 inhaftiert. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Ich hatte einem 19-jährigen Mädchen, das ich aus der Schule kannte, geholfen, sich vor den Revolutionsgarden zu verstecken. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dafür so hart bestraft zu werden. Oder gar gefoltert und getötet zu werden, wie einige der Mädchen, die ich im Gefängnis kennen lernte und von denen die jüngsten zwölf Jahre alt waren. Dass ich verhaftet wurde, legte sich wie ein Schleier auf mich. Zu Beginn war ich paralysiert, auch als ich nach einem Jahr freigelassen wurde, ging ich zwei Jahre kaum aus dem Haus. Später dann nutzte ich die Chance, nach Frankreich zu gehen. Rückblickend hat mich diese Erfahrung, glaube ich, stärker gemacht.