Im Sommer 2022 spürte Kathrin, dass es in ihrem Leben nicht mehr so weitergehen konnte. Seit zehn Jahren war sie Single und datete Männer, die keine feste Beziehung wollten. Einerseits fand sie das in Ordnung so, denn selbst blieb Kathrin auch lieber auf Distanz. Andererseits sehnte sie sich nach einem Partner, an den sie sich auch mal anlehnen und dem sie offen ihre Bedürfnisse zeigen konnte, anstatt sich ständig nach dem zu richten, was dem anderen gefallen könnte.
In jenem Sommer klickte sie die Website des Blauen Kreuzes Zürich an und füllte die Anmeldung für einen Kurs für erwachsene Kinder von alkoholabhängigen Eltern aus. Sie wusste: Wenn sie aus ihrem Beziehungsmuster ausbrechen wollte, musste sie ihre Kindheit aufarbeiten. Diese prägende Phase ihres Lebens, in der sich ihre Eltern in ihrer Erinnerung viel stritten und es auch zu Gewalt kam. Und in der ihr Vater abends nach der Arbeit immer eine Flasche Rotwein leerte. Waren sie bei Freunden zu Besuch, war er oft so betrunken, dass Kathrin sich für ihn schämte.