Wie der Koran die Weihnachtsgeschichte erzählt

Islam

Weihnachten ist eines der wichtigsten und bekanntesten christlichen Feste. Die Weihnachtsgeschichte erzählt aber nicht nur die Bibel, sondern  – etwas anders – auch der Koran.

Das Jesuskind in der Krippe im Stall in Bethlehem, Maria, Joseph, die Hirten und Engel und der Stern – Weihnachten ist für viele das wichtigste christliche Fest, und selbst wer kaum etwas mit Religion am Hut hat, weiss dass Weihnachten eines der zentralen christlichen Feste ist; der Tag, an dem die Geburt Jesu gefeiert wird.

Gleiche Geschichte, entscheidende Unterschiede

Doch die Weihnachtsgeschichte gibt es nicht nur im heiligen Buch der Christen. Auch im Koran, der heiligen Schrift der Muslime, wird die Geschichte von der Geburt Jesu erzählt – allerdings mit einigen Unterschieden, wie Christian Hellmann, evangelischer Pfarrer und Journalist in Gelsenkirchen, im Online-Wissensmagazin spektrum.de schildert.

Die Geschichte spielt im Koran nicht in Bethlehem, sondern an einem geheimnisvollen «entfernten Ort», wie es in der 19. Sure (Kapitel) des Korans heisst. Dort bringt Maria das Jesuskind alleine unter einer Palme zur Welt. Joseph, der an anderer Stelle als Marias Betreuer vorkommt, ist nicht dabei. Gott sorgt dafür, dass Maria Nahrung bekommt: Von der Palme fallen Datteln herab, ein Bach versorgt sie mit frischem Wasser.

Als Maria wieder zu ihrer Familie zurückkehrt, werfen ihr ihre Verwandten vor, das Kind sei unehelich und sie folglich ehrlos. Da spricht das Jesuskind aus der Wiege und sagt, Gott habe es zu einem Propheten gemacht.

Die Geburtsgeschichte ist nicht das Einzige, was der Koran über Jesus erzählt, der dort Isa heisst. Jesu Geschichte wird bis zu seinem Tod beschrieben. Doch gerade beim Vergleich der Geburtsgeschichte aus der Bibel mit jener aus dem Koran wird deutlich, dass die Autoren unterschiedliche Überlieferungen verarbeiteten und Jesus auf unterschiedliche – für ihre eigenen Religion passende – Weise interpretierten.

Der Islam sollte also im Koran vom Christentum abgegrenzt werden, denn die neue Religion galt es gegenüber dem Vorgängerglauben zu legitimieren.

Das dürfte historische Gründe haben. Der Islam entstand über 600 Jahre nach der Niederschrift der Evangelien und stand schon bald in Konkurrenz zum Christentum, bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Islam sollte also im Koran vom Christentum abgegrenzt werden, denn die neue Religion galt es gegenüber dem Vorgängerglauben zu legitimieren. Es entstanden also zwei Religionen, die in ihrer Überlieferung viele Gemeinsamkeiten haben, aber durch unterschiedliche Glaubensauffassungen zum Teil deutlich voneinander getrennt sind. Auch in den beiden Geburtsgeschichten wird dieser Gegensatz sichtbar.

Jesus ist nur Prophet statt Sohn Gottes

Im Koran sind Traditionen aus dem Neuen Testament und aus dem Umfeld des Evangeliums aufgegangen, jedoch wurden sie im Sinne der islamischen Theologie gedeutet. So wird etwa viel über die Vorgeschichte und die Herkunft von Jesus berichtet. Die eigentlichen Geburtsgeschichten, wie sie in den Evangelien überliefert sind, werden aber nur kurz abgehandelt. Womöglich, weil sie schlicht nicht bekannt waren oder bewusst ignoriert wurden. Die biblischen Zeugnisse betonen ja die Göttlichkeit Jesu, was der islamischen Theologie widerspricht. Hier war Jesus ein Prophet – und trotz besonderer Eigenschaften nur ein weiterer Verkünder in der ganzen Reihe von Propheten vor Mohammed, wenn auch der letzte vor ihm. 

In der Bibel hingegen ist Jesus der Sohn Gottes, der Messias, der Erlöser der Menschheit. Dass sich in ihm die alttestamentlichen Prophezeiungen erfüllen, zeigt sich bereits durch die besonderen Umstände seiner Geburt.