Vom Bahnhof Lauterbrunnen Richtung Dorfzentrum wälzt sich ein Strom von Touristinnen und Touristen. Eine Reisegruppe aus China fotografiert Kühe, die auf einer Weide wiederkäuen. Eine Braut im weissen Hochzeitskleid posiert vor einem Chalet. Eine Inderin im Sari bringt kurzzeitig den Durchgangsverkehr zum Erliegen, weil sie den Dorfbach filmen will und mitten auf der Hauptstrasse stehen bleibt.
Herausforderung im Alltag
«Heute ist ein eher ruhiger Tag», sagt Pfarrerin Eva Leuenberger. Ruhig? Wie es an anderen Tagen im Oberländer Bergdorf aussieht, erzählt sie in ihrem Büro im Kirchgemeindehaus. Manchmal gebe es kein Durchkommen, nicht auf dem Velo und schon gar nicht im Auto. Darum sei sie wenn möglich zu Fuss unterwegs.
Für Beerdigungen haben Eva Leuenberger und ihre zwei Pfarrkollegen von der Gemeinde einen Sicherheitsdienst verlangt und erhalten. Es kam vor, dass Touristinnen und Touristen durch den Zaun filmten und klatschten, wenn jemand bei einer Abdankung Alphorn spielte. «Nicht aus Bosheit, sondern aus Unwissenheit», betont die Pfarrerin. «Sie dachten wohl, die Zeremonie sei für sie inszeniert.» Das bewohnte Lauterbrunnen oder das Freilichtmuseum Ballenberg sei für viele Touristen das Gleiche.