Was hat das Konzil erreicht?
Haupttraktandum war die Verurteilung der «Häresie» der Arianer. Der Presbyter Arius und seine Anhänger sahen in Jesus nicht Gott selbst, sondern ein Geschöpf Gottes. Diese Lehre wurde in Nizäa verboten, aber das Problem der Definition der Person Jesu dadurch nicht gelöst. Zudem wurden 20 Beschlüsse gefasst, die sogenannten Kanones, welche die Regulierung der neuen Reichsreligion präzisierten. Weiter gab es zwei sehr wichtige Teilergebnisse, die jedoch zu keinen Beschlüssen führten: das Glaubensbekenntnis und die Festlegung des Ostertermins.
Was von Nizäa ist bis heute wirksam geblieben?
Vor allem das Glaubensbekenntnis, das aber erst 56 Jahre später in Konstantinopel vervollständigt wurde. In der orthodoxen Kirche wird es als einziges Glaubensbekenntnis verwendet. Im Westen hingegen gibt es mehrere, darunter insbesondere das Apostolikum. Bis heute Gültigkeit hat auch die Fixierung des Ostertermins. In Nizäa legte man sich auf diese Formel fest: Ostern findet immer an jenem Sonntag statt, der auf den ersten Vollmond nach dem 21. März folgt.
Die heutige Berner Landeskirche kennt aber kein Bekenntnis. Warum eigentlich nicht?
Mitte des 19. Jahrhunderts entzündete sich in den reformierten Landeskirchen der Schweiz ein heftiger Streit um das Apostolische Glaubensbekenntnis. Liberale Theologen forderten die Abschaffung, die sogenannten positiven Theologen waren dagegen. In vielen Schweizer Landeskirchen wurde in der Folge das Apostolikum aus der Liturgie gestrichen oder seine Verwendung als optional erklärt. Damit setzten sich, anders als in Deutschland, hierzulande die Kräfte des theologischen Liberalismus durch. Bis heute berufen sich die meisten reformierten Kirchen der Schweiz in ihren Verfassungen allein auf die Heilige Schrift als Bekenntnisgrundlage.
Im Konzil von Nizäa wurden inhaltliche Unterschiede bereinigt. Das dürfte aber der theologischen Vielfalt geschadet haben.
In Nizäa ging es vorab um die Einheit der kirchlichen Lehre und die Einheit des Reiches. Damit trug das Konzil jedoch zur Verarmung der theologischen Diversität bei, indem es abweichende Positionen zur Häresie erklärte. Meinungsunterschiede, Konflikte sowie gegensätzliche Strömungen lassen sich aber nicht zum Verschwinden bringen. Es gibt sie heute noch: So verstehen manche Gläubige Jesus als Modell der Humanität und können mit seiner transzendentalen Person nicht viel anfangen. Andere sehen ihn als Quelle von spiritueller Kraft, kümmern sich aber nicht um historische Details. Wieder andere predigen eine radikale Lebenswandlung durch den Glauben und fordern Menschen und Gemeinschaften zur Umkehr auf.