Menschen in Ekstase und Eintracht

Indien

Die Kumbh Mela ist das grösste religiöse Fest der Welt. Die astrologische Konstellation ist hierbei zentral. Sie war dieses Jahr ganz speziell 

«Alles ist mit allem verbunden.» Das Zitat stammt vom hinduistischen Mystiker, Philosophen und Dichter Abhinavagupta und ist schon über 1000 Jahre alt. Es trifft die freudig erregte Stimmung, die an der Kumbh Mela 2025 herrschte. «Wir sind alle eins!», rufen sich die Menschen zu an der Kumbh Mela, dem Fest des Kruges. Es ist das grösste religiöse Fest der Welt. 

In der Nähe Gottes

Aus allen Teilen Indiens und dazu aus aller Welt reisen die Leute jeweils im Januar und im Februar zu einem der vier alternierenden Austragungsorte. In diesem Jahr ist es Prayagraj im nördlich gelegenen Bundesstaat Uttar Pradesh. Alle vier Jahre, wenn Sonne, Mond und Jupiter besonders günstig zueinander stehen, zeigt sich Amrita, der Unsterblichkeitsnektar, im Ganges. 

2025 ist ein Ausnahmejahr. Denn nur alle 144 Jahre stehen die Gestirne über dem Zusammenfluss der heiligen Flüsse Ganges, Yammu und dem (mythischen, unterirdischen) Sarasvati so präzise zueinander wie dieses Jahr. Ein Bad zur Reinigung von Körper und Geist in dieser Zeit an diesem Ort läutert gläubige Hindus von ihren Sünden und entreisst sie schneller dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt.


Geschieht dies beim Auf- oder Untergang der Sonne, für Hindus das Symbol des Göttlichen, ist das Glück der Gläubigen vollkommen. Dafür nahmen etwa die Bauernfamilie aus Rajastan, die Informatikerin aus Bangalore, die Studenten aus Delhi und die Grosseltern aus Gujarat tagelange Reisen auf sich. 

Der Himmel voller Rosen

Nie zuvor besuchten so viele Menschen eine Kumbh Mela, die immer auch ein grosser Jahrmarkt ist. Akrobaten, Teezelte, Souvenirstände säumen das Festivalgelände. Zu den Hauptattraktionen gehören die Sadhus (Pilgermönche), die aus dem ganzen Land hierher gepilgert sind.

 
40 Quadratkilometer, 150 000 Zelte, 150 000 Toiletten, 40 medizinische Zentren umfasste das Gelände. 50 000 Sicherheitskräfte waren im Einatz. Tausende von Freiwilligen versorgten die Menschen kostenlos mit Essen und Getränken aus den 3000 Gemeinschaftsküchen. 


Am Ende der Feier knatterten Helikopter über das Gelände und liessen Rosen auf die Menge regnen. «The Spirit of Maha Kumbh», der Geist der grossen Kumbh Mela, wie die Zeitung «The Hindu» titelte, erfasste für sechs Wochen das ganze Land. Und was bleibt nach der kollektiv erlebten Ekstase? Ein individueller Neuanfang.