Im Alten Testament wird Astrologie ebenso wie die Wahrsagerei verdammt. Reformatoren wie Luther verspotteten Astrologen als «Narren». «Kein Stern macht einen Menschen klug oder töricht, fromm oder gottlos», sagte Luther. Straubinger versteht diese Vorbehalte: Die Babylonier sahen in den Sternen Götter, während das Judentum den einen Schöpfergott verehrte.
«Hier prallten Vielgötterei und Monotheismus aufeinander», erklärt er. Doch Straubinger ist überzeugt, dass Gott mit seiner geistigen Urkraft das ganze Universum und somit auch die Planeten unseres Sonnensystems erschaffen hat und durchdringt. «Astrologie ohne Glauben an den Schöpfergott ist unmöglich», sagt er.
Tendenzen und Themen für Lebensphasen
Mit 53 Jahren trat Straubinger ins Pfarramt ein – spät, aber entschlossen. Er glaubt, dass die Konstellationen der Planeten im Geburtshoroskop Lebensthemen aufzeigen. Nicht wie die Horoskope in den Illustrierten, die der Waage die grosse Liebe in den Sommerferien versprechen. «Das ist Humbug», sagt er. «Missbrauch der Astrologie.» Sie könne keine konkreten Ereignisse vorhersagen, sondern nur Tendenzen und Themen für bestimmte Lebensphasen.
Auch in seinem Leben sieht Straubinger diese Muster. Er selbst ist Jungfrau mit Widder-Aszendent. Seine erste grosse Liebe, eine Opernsängerin, war Skorpion mit Stier-Aszendent. «Eine leidenschaftliche Beziehung», sagt er, «aber zu unterschiedlich.» Nach der Scheidung zog er 1989 nach Basel und verliebte sich erneut – in einen Wassermann mit Jungfrau-Aszendent. «Das passt», ist er überzeugt.
Eine ständige Schöpfung
Schon als Kind faszinierte ihn der Himmel. Zuerst das Wetter, später die Sterne. «Wer Astrologie nur materiell-physikalisch erklärt, etwa so, wie der Mond Ebbe und Flut beeinflusst, greift zu kurz», sagt Straubinger. Für ihn ist «das Zusammenspiel der Planeten und ihr Wirken auf der Erde ein geistig-energetisches Geschehen, eine ständige Schöpfung – eine «Creatio continua». So wie Albert Einstein die Vorgänge im Universum beschrieb: als Verdichten und Auflösen von Materie und Energie. In diesem Prinzip erkennt Straubinger das Wirken des Göttlichen.
Genau das, glaubt er, erkannten auch die drei Sterndeuter im Jahr 6 oder 7 vor Christus. Sie blickten in den Himmel und spürten, dass etwas Gewaltiges bevorstand: die Geburt eines neuen Königs, des Messias.