«Wir sind nicht im Krieg gegen ein Virus»

Gretchenfrage

Daniel Koch ist das Gesicht der «Corona-Krise». Der einstige Messdiener ist auch in Stressmomenten die Ruhe selbst. Ausgleich findet er bei Spaziergängen mit seinen zwei Hunden.

Wie haben Sies mit der Religion, Herr Koch?

Ich bin im Oberwallis streng katholisch aufgewachsen. Dass ich Messdiener war, gehörte einfach dazu. Die Werte, die mir damals vermittelt wurden, prägen mich bis heute, aber die Religion und der Glaube sind für mich weit weg.

Hat daran auch die aktuelle Bedrohung durch das neuartige Virus nichts geändert?

Nein, ich fühle mich auch nicht eigentlich bedroht, habe aber durchaus Respekt vor dem, was uns gerade sehr beschäftigt. Mehr Sorgen bereitet mir, dass die momentane Krise bei vielen Menschen Angst auslöst, Angst vor der Krankheit, vor den wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Folgen. Jeder muss da seinen eigenen Weg finden, wie er damit umgeht. Wenn der Glaube dabei unterstützt, ist das sehr wertvoll.

Wo finden Sie Ausgleich zu Ihrem  aktuellen Berufsalltag mit vielen öffentlichen Auftritten?

Ich bin regelmässig mit meinen zwei Hunden draussen unterwegs. Das Bewegen in der Natur und die Tatsache, dass wir drei ein gutes Team sind, erlebe ich als erfüllend.

In den Medien wirken Sie immer sehr ruhig und unerschütterlich. Entspricht das Ihrem Naturell?

Tatsächlich bin ich nicht ängstlich, im Gegenteil. Dazu kommt, dass ich schon etwas Erfahrung habe mit Krisen. Als Mitarbeiter beim Internationalen Roten Kreuz habe ich Situationen in Kriegsregionen erlebt, die noch ganz andere Ausmasse hatten, als wir sie im Moment hierzulande sehen. Wir sind nicht im Krieg gegen ein Virus, sondern müssen als Gesellschaft mit einer Krisensituation fertigwerden. Das ist nicht vergleichbar.

Wie erleben Sie Social Distancing, fällt es Ihnen manchmal schwer?

Meistens nicht, doch ich habe einen kleinen Enkel. Ihn jetzt nicht mehr sehen und umarmen zu dürfen, vermisse ich schon.