Gretchenfrage 20. September 2021, von Hans Herrmann

«Meine Religiosität verläuft wellenförmig»

Gretchenfrage

Spitzensportlerin Sonia Kälin schied vor zwei Jahren verletzungsbedingt aus dem Schwingsport aus. Das traf sie hart, aber unterdessen hat für sie ein neues Kapitel begonnen.

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Kälin?

Ich bin katholisch aufgewachsen, mit Unterweisung, Erstkommunion, Firmung. Bei uns war es auch Brauch, dass die Mutter mit uns Kindern vor dem Zubettgehen betete. Heute habe ich es mit dem Glauben manchmal mehr, manchmal we­niger, meine religiöse Befindlichkeit verläuft wellenförmig.

Seit Februar sind Sie Mutter. Wie verändert Tochter Lena Ihr Leben?

Sie verändert mein Leben total, im Moment wird alles von ihren Bedürfnissen bestimmt und auf den Kopf gestellt. Lena hat erste Priorität, erst dann kommen meine eigenen Wünsche. Aber das ist gut so, für mich ist es eine schöne Zeit.

Haben Sie vor, Lena etwas vom christlichen Glauben mitzugeben?

Gerade gestern haben wir ihre Taufe gefeiert und dabei auch mit Überzeugung bekräftigt, dass wir sie im christlichen Sinn erziehen wollen. Meine Schwiegermutter hat für sie eigens ein Weihwasserkübelchen ge­töpfert. Als ich selber Kind war, legte meine Mutter Wert darauf, dass wir uns mit Weihwasser bekreuzigten, bevor wir das Haus verliessen. Diesen Brauch möchte ich an Lena weitergeben.

Vor zwei Jahren mussten Sie verletzungsbedingt aus dem Schwingsport ausscheiden. Wie sind Sie damit umgegangen?

Das war eine sehr schwierige Geschichte, ich brauchte lange, bis ich mich damit abfinden konnte. Aber heute habe ich Distanz gewonnen und es als meinen Weg akzeptiert. Mit unserer Tochter hat ja jetzt auch ein neues Kapitel angefangen.

Sie sind auch Jass-Expertin. Welche Karten bevorzugen Sie?

Die deutschen – mit ihnen bin ich aufgewachsen. Die französischen sind mir erst seit vier Jahren geläufig. Bei ihnen muss ich mich immer noch konzentrieren, den Umgang mit König, Bube und Dame habe ich noch nicht wirklich verinnerlicht.