Meinung 25. November 2015, von Rita Jost

Es braucht auch dieses Salz

Kommentar

Die Kirchen brauchen nicht nur die Pflegeleichten und Angepassten, schreibt Rita Jost. Auch Lästigen zuhören kann sich lohnen.

Ein Leichtes wäre es, die Kritik von Ratsmitglied Broder als unfair und unangebracht abzutun. Zu kurz war seine Amtszeit. Zu wenig hat er selber beigetragen. Zu sehr tönen seine Rezepte nach Massnahmen in der Privatwirtschaft, wo der Rendite alles andere untergeordnet wird. Die Kirche ist doch ein anderer Raum, mit eigenen Gesetzen, Werten und Idealen, möchte man entgegnen.

Salz. Doch: Diese Haltung wäre verfehlt. Die Kirchgemeinden brauchen alle, die willens sind mitzutun, sich einzubringen. Nicht nur die Pflegeleichten und Angepassten. Auch die Stänkerer und die Kritiker. Mit ihren Einwürfen tragen sie etwas rauen Wind in die Komfortzone. Und sind das unverzichtbare Salz, das es in jedem Brot braucht.

Labor. Wenn die Kirche tatsächlich ein anderer Raum mit anderen Gesetzen ist, dann kann sie auch diese Integrationsaufgabe leisten. Eigene Werte würde dann heissen: ein Labor sein – sogar für Unbequeme. Man muss nicht alles gut finden, was sie vorschlagen; aber aus lästigen Vorschlägen das Gute heraushören und umsetzen, kann sich lohnen.