Fotografieren an der Taufe – es geht auch anders

Taufe

An den letzten beiden Taufen, die ich miterlebt habe, hab ich mich geärgert – wegen der Fotagrafiererei, die den Ablauf der Zeremonie massiv störte.

Mag ja sein, dass ich von gestern bin. Und meine Vorstellungen davon, wie kirchliche Handlungen abzulaufen haben und vor allem umrahmt werden sollen, ebenfalls einem antiquierten Verständnis entsprechen. Wie auch immer, Tatsache ist, dass ich mich gleich zweimal an Taufen, die ich in derKirche in meiner Gemeinde miterlebt habe, geärgert habe. Schuld war nicht die Taufe an sich, sondern schuld war die Fotografiererei. An beiden Taufgottesdiensten war das eine permanente Knipserei, die den Ablauf der Zeremonie massiv störte.

 

An der einen Taufe waren es gleich mehrere Mitglieder der Tauffamilie, die immer wieder aus den Kirchenbänken aufstanden, sich resolut nach vorn schoben und mit erhobenen Smartphones wild drauflosknipsten. Im zweiten Fall liess ein Fotograf seiner Bilderjagd völlig ungeniert und
ungehemmt freien Lauf. Während des gesamten Taufaktes drückte er permanent auf den Auslöser, wirbelte auf seiner Suche nach dem optimalen Standpunkt stetig zwischen der Taufgemeinschaft vorn in der Kirche und der kirchlichen Gemeinde umher. Dass er damit den Ablauf der feierlichen Zeremonie stören könnte, auf diesen Gedanken kam er nicht. Nicht mal, als er von der Pfarrerin gebeten wurde, doch bitte etwas diskreter aus dem Hintergrund zu fotografieren, kam er zur Einsicht. Ungerührt setzte er seine Jagd nach «exklusiven», haut­nahen Bildern fort.

 

Ich kann ja verstehen, dass man von einem derart besonderen Ereignis, wie das eine Taufe darstellt, gute Erinnerungsbilder haben möchte. Nur lassen sich diese sehr wohl anders herstellen. Zum einen sollte es sich in fotoaffinen Kreisen inzwischen herum­gesprochen haben, dass sich heute mit modernen lichtstarken Ka­meras und leistungsstarken Objektiven in allen Brennweiten super Aufnahmen auch aus etwas diskreteren Positionen heraus machen lassen. Und, wers noch nicht wissen sollte: Jede Pfarrperson ist heute bereit, nach der eigentlichen Taufe diese nochmals nachzustellen. Die Bedingungen sind dann ohnehin besser. Das Taufkind weint nicht, Eltern, Gotte und Götti sind entspannter, und der ideale Bildausschnitt lässt sich in aller Ruhe aussuchen.

 

Es bestehen also durchaus Möglichkeiten, zu einem für alle Beteiligten befriedigenden Ergebnis zu kommen. Die Taufe ist, nicht nur für die Tauffamilie, sondern auch für alle Teilnehmer des Gottesdienstes, ein zu schönes Ereignis, das es nicht verdient, unnötig «entweiht» zu werden.