«Auf einmal wusse ich, was wichtig ist»

«Es ging mir nicht gut. Mein Job, die Beziehung, eine alte Hündin, die Sorgen macht: Der Alltag schien schwer, erdrückend. Ich war an einem Tiefpunkt. Mit der Hündin spazierte ich der Aare entlang, langsam in ihrem Tempo. Die Dämmerung zog über die Altstadt, Nebelschwaden lagen über dem Fluss, Lichter spiegelten sich im Wasser. Die Stimmung war wunderschön. Beim Kreuzackerpark ging auf einmal lautes Gekrächze los. Hunderte Krähen flogen aus allen Himmelsrichtungen zu den uralten Platanen, auf denen sie ihre Nester gebaut hatten. Sie kreisten über uns, weiter laut krächzend, als würden sie sich begrüssen, sich von ihrem Tag erzählen. Das Spektakel dauerte an, ich fand es unfassbar schön. Und auf einmal wusste ich, was wichtig ist: das Nachhausekommen, Daheimsein. Familie, Freunde. Ankommen. Die Liebe. Das Zusammensein. Gute Gespräche, eine schöne Zeit. In mir machte sich Wärme breit. Wir sassen da, meine Hündin und ich. Ich auf der Bank, sie neben mir. Und ich kraulte in ihrem warmen Fell.»

Anita Zulauf, 57, ist kreativ-soziale Berufs- und Familienfrau und lebt in Solothurn.