Im tibetischen Buddhismus kann der Dalai Lama selbst entscheiden, ob er wiedergeboren wird oder nicht. Nun hat er zum 90. Geburtstag seine Reinkarnation nach dem Tod angekündigt. Hat Sie diese Nachricht überrascht?
Robert Barnett: Er hat den Entscheid schon in seinem jüngsten Buch angedeutet. Zuvor hatte er aber andere Möglichkeiten ins Spiel gebracht. Etwa, dass er bereits vor dem Tod in einen anderen Körper gehen könne, das nennt sich emanieren. Oder, dass er vor dem Tod bereits ein Kind als Nachfolger erkennen könnte. Beides hätte die Übergangszeit erleichtert. Nun entschied er sich für den traditionellen Weg.
Warum?
Theologisch sind die anderen Varianten zwar möglich, es gibt aber wenige Beispiele dafür in der Geschichte. Die tibetische Gemeinschaft ist über die ganze Welt verstreut, in China werden die Tibeter sehr abgeschottet. Es wäre schwierig gewesen, ihnen einen weniger traditionellen Entscheid zu vermitteln.