«Religion», «Tora», «Davidstern» –und immer wieder «Krieg» – diese Stichwörter haben die Winterthurer Sekundarschüler am Vormittag auf bunte Zettel an die Tafel geklebt. Zur Vorbereitung einer Begegnung mit jüdischen Jugendlichen. Jetzt hingegen ist die Tafel zugeklappt, die rund 20 Schülerinnen und Schüler sitzen im Kreis mit ihren Gästen, und es geht zuerst einmal um Äusserlichkeiten.
«Vielleicht erstaunt es euch, dass wir hier wie ihr in Jeans und T-Shirt sitzen», sagt Lily (15). Und: «Wir leben modern orthodox, halten uns an die Regeln des Judentums, machen etwa Schabbat, aber kleiden uns wie andere Jugendliche auch.»
Lily ist heute mit ihrer Zwillingsschwester Dana gekommen und mit dem 15-jährigen Alon, der erstmals eine Likrat-Begegnung (s. Box) begleitet. Schon nach den ersten Sätzen wird klar, wie richtig Lily mit ihrer Vermutung lag. Viele Schülerinnen und Schüler haben mit streng orthodoxen Juden gerechnet, Jungen mit Schläfenlocken, Mädchen in langen Röcken.
Doch genau dafür sind Alon, Lily und Dana hier: um ein breites Bild vom Judentum zu vermitteln. Und um Vorurteile oder gar Verschwörungstheorien zu entkräften. «Auf Plattformen wie Tiktok werden viele Falschinformationen verbreitet, da ist es wichtig, gegenzusteuern», begründet Lily später im Gespräch mit «reformiert.» ihr Engagement.