19. Februar 2024, von Anouk Holthuizen

Zweiter Anlauf für den Verhaltenskodex

Prävention

Einen Kodex zur Prävention von sexuellem Missbrauch wollten 2020 nicht alle unterschreiben. Dieser wurde überarbeitet.

In diesen Tagen erhalten die Mitarbeitenden der Reformierten Kirche Aargau Post des Kirchenrats. Darin steckt die überarbeitete Version des Verhaltenskodex, der 2020 einige Wellen geschlagen hatte.

Anzeigen befürchtet

2018 hatte das Kirchenparlament ohne Diskussion die neuen Bestimmungen zum Schutz vor Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen in der Kirche genehmigt.Daraufhin formulierte eine Arbeitsgruppe in Kooperation mit der Fachstelle Limita einen Kodex, der an alle Mitarbeitenden geschickt wurde. Mehrere Dutzend Leute reagierten mit Vorbehalten, manche gaben an, dass sie den Kodex nicht unterschreiben würden.  

Zu reden gaben nicht die Bestimmungen zur Prävention von sexuellem Missbrauch, sondern die Kapitel «Geistliche Manipulation als eine Form von Machtmissbrauch» und «Sexualität und Sexualmoral». Darin stand, kirchlich Tätige sollten «jegliche Form von geistlichem Missbrauch» zurückweisen, etwa Bewertungen und Schuldzuschreibungen für angeblich unbiblisches Verhalten auch im Bereich Sexualität oder Verurteilung aufgrund sexueller Identität. Zudem sollten sie die Vielfalt der Geschlechter, ihre Lebensstile und ihre sexuelle Identität achten und fördern.

Man unterschreibt nur die Kenntnisnahme, nicht eine Haltung.
Christoph Weber-Berg, Kirchenratspräsident

Einige der Mitarbeitenden mit evangelikalem Glaubensverständnis befürchteten, ihre Haltung bezüglich Homosexualität sowie der Rollen von Frau und Mann könne nun als manipulativ ausgelegt werden oder gar zu Anzeigen führen.

Offener formuliert

«Wir haben von damals gelernt», sagt Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg, der die Arbeitsgruppe geleitet hat. Der neue Verhaltenskodex wird in diese Tagen zusammen mit einem Kreisschreiben des Kirchenrats verschickt.  

Auch ist die neue Version, an der Kritiker des ersten Kodex mitgefeilt haben, offener formuliert. So heisst es etwa: «Unabhängig von persönlichen Überzeugungen respektieren kirchlich tätige Personen die Vielfalt der in einer pluralistischen Gesellschaft faktisch gelebten Lebensstile, sexuellen Orientierungen und Identitäten und fördern die gegenseitige Achtung unter Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen.» Christoph Weber-Berg ist zuversichtlich, dass sich alle im Kodex finden. «Man unterschreibt nur die Kenntnisnahme, nicht eine bestimmte Haltung», sagt er. 

Der Kodex ist nur ein Teil eines Sensibilisierungsprozesses. Dazu gehören auch Schulungen und Referenzauskünfte im Kontext mit der Wählbarkeit. 

zum Verhaltenskodex Reformierte Kirche Aargau