Das Gedankenlesen fasziniert. Denn die Welt im eigenen Kopf scheint der letzte Zufluchtsort zu sein, der wirklich privat ist. Doch immer wieder gibt es Schlagzeilen aus dem Wissenschaftsjournalismus, die suggerieren, dass es demnächst möglich würde, Gedanken zu lesen.
So ging kürzlich die Nachricht in den Medien um, dass sich jetzt Gedanken entziffern liessen. Und gegen den Missbrauch würde das «Gedankenlesen» passwortgeschützt (hier ein Beitrag dazu auf watson.ch). Menschen, die wegen einer Krankheit oder eines Schlaganfalls nicht mehr sprechen konnten, hätten gelernt, sich allein über ihre Gedanken mitzuteilen.
Technik hilft Erkrankten
Das erfolgt mittels Gehirn-Computer-Schnittstelle (BCI für Brain-Computer-Interface). Die Technik hilft schon seit Jahren Erkrankten, gewisse Aktionen gedankengesteuert durchzuführen. Und ebenfalls schon länger sind nicht nur Forschungsanstalten, sondern auch finanzkräftige Unternehmen daran, die Technik in ihrem Sinn nutzbringend voranzutreiben.
Das sagte unter anderem anfangs 2019 Marcello Ienca im Gespräch mit «reformiert.». Damals war der Italiener als Bioethiker an der ETH Zürich tätig, heute ist er Professor für Ethik der Künstlichen Intelligenz (KI) und Neurowissenschaften an der Technischen Universität München.