Es beginnt oft unauffällig. Der Sohn oder die Tochter zieht sich zurück, bricht den Kontakt zu Freunden ab, verbringt immer mehr Zeit im Internet, diskutiert leidenschaftlich über «Ungerechtigkeiten in der Welt».
Irgendwann fallen Sätze, die Eltern alarmieren: «Die da oben lügen doch alle.» «Man darf ja gar nichts mehr sagen.» Oder: «Ihr seid Ungläubige. Gott wird euch bestrafen.» Viele Eltern halten das zunächst für jugendlichen Trotz, eine Phase, die vorübergeht. Doch manchmal ist es der Beginn eines gefährlichen Weges.
Von jugendlichem Trotz zur Radikalisierung
In der Kirchgemeinde Dulliken fand ein Workshop statt, der Eltern helfen sollte, Radikalisierung frühzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren. «Radikalisierung ist ein Prozess, der sehr unterschiedlich verläuft», erklärt Pascal Gasser von der Fachstelle Brückenbauer/Radikalisierung der Kantonspolizei Solothurn. «Oft wissen Eltern nicht, ob es sich um jugendliche Provokation oder um echte Radikalisierung handelt.»
Gasser hat bereits zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema durchgeführt, mit Lehrern, Schulleitungen, Eltern und Oberstufenklassen. Er pflegt enge Kontakte zu islamischen Kulturvereinen, Moscheegemeinden und anderen Religionsgemeinschaften im Kanton Solothurn – ebenso wie zu den Fanclubs des EHC Olten und FC Solothurn. Schulen, Eltern oder Arbeitgeber bitten ihn oft um Rat, meist geht es um Prävention, Beratung oder Intervention.
