Rund 300 Personen sind jedes Jahr in der Schweiz neu von einer
Querschnittlähmung betroffen. 80 Prozent sind Männer. Hauptursache sind
Unfälle, aber auch Krankheiten. Eine Querschnittlähmung tritt auf, wenn die Nervenbahnen im Rückenmark verletzt
wurden. Die unterhalb der Verletzung liegenden Extremitäten werden
gelähmt. 160 bis 200 Personen jährlich werden wie Andreas Cabalzar im
Paraplegikerzentrum Nottwil erstversorgt. Sie verbringen sechs bis neun
Monate dort, bevor sie, so möglich, wieder nach Hause zurückkehren und
schrittweise in die Arbeit einsteigen oder eine Umschulung beginnen.
Solidarische Arbeitgeber
Das Beispiel des Erlenbacher Pfarrers sei repräsentativ, sagt Stefan
Staubli, Leiter Soziale und Berufliche Integration des
Paraplegikerzentrums. 61 Prozent der erwerbstätigen Patientinnen und
Patienten kehren ins Erwerbsleben zurück. Ausschlaggebend für eine
erfolgreiche Integration sind laut Staubli nebst der Art der Verletzung
und den körperlichen Begleitsymptomen das Berufsprofil und die
Persönlichkeit der Patienten. «Wer mit Rückschlägen gut umgehen kann,
hat bessere Chancen, wiedereinzusteigen», erklärt Staubli. Resilienz
lautet der Fachbegriff für diese wichtige Fähigkeit. In Nottwil gleist
Staubli die Berufsintegration jeweils unmittelbar nach einem Unfall auf. «Das gibt dem Patienten Zuversicht, aber auch dem Arbeitgeber, der oft
viele Fragen hat.» Der Erlenbacher Kirchenpflege und der Landeskirche
stellt Staubli ein sehr gutes Zeugnis aus. «Sie haben vorbildlich
reagiert und waren hilfsbereit, ohne einen Moment zu zögern.» Das erlebe er jedoch auch sonst, betont er. «Manchen Unkenrufen zum Trotz ist der
Solidaritätsgedanke immer noch stark ausgeprägt in der Schweizer Wirtschaft.»
Runder Tisch alle zwei Monate
Auch Rudi Neuberth von der Zürcher Landeskirche lobt die Kirchgemeinde. Als Leiter der Personalführung muss er immer wieder erkrankte oder verunfallte Pfarrerinnen und Pfarrer
wiedereingliedern. «Das gelingt nur, wenn die betroffene Pfarrperson,
die Kirchenpflege und die Landeskirche wollen und am gleichen Strick
ziehen», weiss er. Alles sei in Erlenbach gegeben. Jeden zweiten Monat
findet ein von Neuberth einberufener runder Tisch statt mit Cabalzar und seiner Stellvertreterin, den Verantwortlichen der Kirchenpflege, Stefan Staubli vom Paraplegikerzentrum und dem Case-Manager der
Versicherung. Besprochen wird jeweils der Stand der beruflichen
Integration. «Ziel ist, den Einstieg so behutsam zu gestalten, damit er
langfristig gelingt, und die Bedürfnisse der Gemeinde im Auge zu
behalten», erklärt Neuberth.