Der Weltladen Bern feiert Jubiläum

Fairer Handel

Bananen, Kaffee, Tee, Honig und Jutesäcke – mit diesem Angebot wurde vor 50 Jahren der Weltladen Bern eröffnet. Der Fairtrade-Laden ist seither stark gewachsen. 

An diesem Mittwochmorgen hat es viel Kundschaft im Weltladen an der Berner Rathausgasse. Ein Besuch im Weltladen – das gehöre seit dreissig Jahren jedes Mal dazu, wenn sie in Bern sei, sagt eine Kundin. Immer fündig werde sie bei den Esswaren, erzählt die Frau aus dem Emmental. Früher sei sie vor allem gekommen, um den fairen Handel zu unterstützen, heute jedoch auch wegen der schönen Kleider.

In diesen Aussagen steckt schon vieles drin, was man über den Weltladen sagen kann. Etwa, dass er vielen Leuten auch über die Stadtgrenzen hinaus seit Langem ein fester Begriff ist. Tatsächlich feiert er heuer am 6. Dezember 50 Jahre. Er wurde 1975 eröffnet von politisch engagierten Leuten, die den fairen Handel mit dem globalen Süden fördern wollten. Damals befand sich das Geschäft in der Marktgasse und hiess Dritte-Welt-Laden. Er war landesweit einer der ersten.

Prominente Unterstützung für den Fairtrade-Laden

Für den Weltladen engagierten sich bekannte Persönlichkeiten, darunter etwa Rudolf Strahm, ehemaliger Berner SP-Nationalrat, Günther Ketterer, Berner Kunstsammler und Treuhänder, oder Ursula Brunner. Die Thurgauer FDP-Grossrätin und Pfarrfrau ist Begründerin der «Bananenfrauen»-Bewegung, die zur Gründung des Max-Havelaar-Fairtrade-Labels führte. 

Kathrina Keller führt den Laden seit 31 Jahren. Sie hat ihn zusammen mit ihren heute zehn Mitarbeiterinnen laufend weiterentwickelt. Mittlerweile führt der Laden Produkte von rund 100 Lieferanten und Lieferantinnen, und der Umsatz ist stark gewachsen. 

Die Qualität der Produkte, die wir verkaufen, testen wir selbst.
Kathrina Keller, Geschäftsleiterin Weltladen Bern

Verändert hat sich auch die Entlöhnung. Zu Beginn sei die Arbeit nur symbolisch bezahlt worden, sagt Keller. Damals seien unter den Mitarbeitenden Studierende, Lehr- und Pfarrpersonen gewesen, die es sich zeitlich und finanziell leisten konnten, fast gratis zu arbeiten. Mit der Zeit gab es einen kleinen Lohn, heute bezahlt Keller faire Löhne. 

Zu Beginn wurden im Weltladen nur Honig, Kaffee, Tee, Bananen und Jutesäcke verkauft, heute sind das Aushängeschild die Kleider. Dazu gibt es Schmuck, Wohnaccessoires und weiterhin Lebensmittel. Keller passt das Sortiment laufend an, doch kommt kein Produkt ungeprüft ins Verkaufsregal. «Die Qualität testen wir selbst», sagt sie. Die Produkte müssten einwandfrei sein. 

Die Mission des Weltladens Bern ist die gleiche geblieben

Die Mission des Weltladens ist geblieben: «Nachhaltigkeit, Fairness und Verantwortung», fasst Keller zusammen. Was die Herstellung der Produkte angeht, hebt Keller ihren Hauptlieferanten hervor, das Fairtrade- und Bio-Unternehmen Claro. «Claro informiert uns sehr gut über die Projekte und die daraus stammenden Produkte.» Übrigens: Kurze Zeit hiess der Weltladen auch Claro. Dieses Markenrecht gab Keller aber aus verschiedenen Gründen wieder ab. 

In drei Jahren wird Keller pensioniert. Ihre designierte Nachfolgerin arbeitet bereits seit zehn Jahren im Laden und wird ihn in bewährter Manier weiterführen: «Klein und fein», wie Keller sagt. Dieses Konzept schätze die Kundschaft. Und diese wisse auch, dass die Produkte hier in allen Punkten hielten, was sie versprächen.

Das bestätigt auch die eingangs erwähnte Kundin: «Hier hat es immer schöne Sachen, und man weiss, woher sie kommen.»