Leichte Nebel lösen sich auf an diesem Spätsommermorgen, als die Sonne langsam die weite Luft über dem Weltacker erwärmt. Auf dem ebenen Boden zwischen dem Vorort Zollikofen und der Stadt Bern kann der Blick bis zum Hochalpen-Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau schweifen. Und im Vordergrund reifen Reis, Kaffee, Maniok und Hirse.
Oder besser: würden reifen, wenn das Klima den Pflanzen besser entspräche. «Es ist schon herausfordernd», sagt Rahel Gunsch, Co-Leiterin des Projektes Weltacker Bern. Kulturen, die sich in tropischer Umgebung wohl fühlen, in Bern erntereif werden zu lassen, ist nicht in jedem Fall möglich. «Aber es ist ein Anliegen, denn wir wollen nicht nur ein Schaugarten sein, sondern auch Ertrag produzieren.»
Die Übermacht des Getreides
2000 Quadratmeter umfasst der Flecken Erde gleich neben dem Inforama Rütti, dem Bildungs-, Beratungs- und Tagungszentrum im Bereich Landwirtschaft bei Zollikofen. Diese Fläche – etwa ein Drittel eines Fussballfeldes – entspricht ungefähr jenem Anteil Ackerland, das jedem Menschen weltweit zur Verfügung steht, um sämtliche Produkte herzustellen, die von Menschen angebaut werden: Getreide, pflanzliche Ölquellen, Grünfutter für Tiere, Hülsenfrüchte, Genussmittel wie Tabak und Zucker, Früchte, Gemüse, Fasern wie Baumwolle und Leinen.