Die diesjährige Krippenausstellung im Landesmuseum Zürich überrascht mit einem tierischen Fokus. Ob Ochse und Esel, stolze Lamas, exotische Papageien oder heimische Hirsche – sie alle stehen für einmal im Mittelpunkt und eröffnen neue Perspektiven auf die Weihnachtsgeschichte. «Tiere sind Teil der Schöpfung. Sie symbolisieren Unschuld und verdeutlichen, dass Gott der Gott aller Lebewesen ist», erklärt Kuratorin Christina Sonderegger auf einem Rundgang bei der Eröffnung der Ausstellung am 15. November. Die Darstellung der Tiere widerspiegle die Heimat der Menschen und zeige, in welcher Region eine Krippe entstanden ist.
Die heimlichen Stars der Weihnachtsgeschichte
Eine Reise durch kunstvolle Krippen aus aller Welt lädt dazu ein, die Verbindung zwischen Mensch und Tier in der Weihnachtsbotschaft zu entdecken.
Schwelgen in Kindheitserinnerungen
Zehn kunstvoll gestaltete Vitrinen präsentieren zwölf Krippenszenen aus aller Welt. Besonders berührt Sonderegger die Brienzer Krippe aus dem 19. Jahrhundert, die aus ihrer eigenen Kindheit stammt und die sie hier präsentiert. «Die von meiner Mutter liebevoll gesammelten Holzfiguren standen immer neben dem Weihnachtsbaum auf einem Tisch», erinnert sie sich. Besonders schätze sie die Vielfalt der Figuren: Neben Maria, Josef und dem Jesuskind sind auch Menschen mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen vertreten – ein Detail, das ihre Mutter bewusst wählte, um die Krippe inklusiv zu gestalten.
Natürlich spielen insbesondere die Tiere eine zentrale Rolle. Die klassischen «Ur-Krippentiere» wie Ochs und Esel treten als treue Begleiter der Heiligen Familie auf und symbolisieren Demut und Geduld. Schafe und Dromedare begleiten die Hirten und Könige, wobei die Dromedare Reichtum verkörpern. In diesem Brienzer-Ensemble gibt es zudem einen Hund, der neugierig die Heilige Familie beobachtet. Zum Hund als Krippentier gibt es eine spezielle Geschichte: Zur Zeit der Gegenreformation wurde von Seiten der katholischen Kirche in vielen Belangen auf Bibeltreue geachtet, was sich auch auf die Krippen und die darin vorkommenden Tiere ausgewirkt hat. Hunde waren laut Sonderegger keine typischen Krippentiere. Ausnahmen waren gestattet, wenn es sich um den Hirtenhund handelte, der die Schafe bewachte. Und um so einen handelt es sich bei der Brienzer Krippe. Später wurden die strengen Regelungen wieder gelockert und heute ist fast alles möglich.
Tiere und ihre Symbolik
Die traditionelle Krippenausstellung im Landesmuseum präsentiert Krippen aus aller Welt und legt dieses Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf die Tiere und ihre Symbolik. Öffnungszeiten und Rahmenprogramm unter www.landesmuseum.ch/krippen
Über 100 Tiere und biblische Geschichten
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist die Königsberger Krippe, die aus der Kleinstadt Königsberg an der Eger im heutigen Tschechien stammt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert schnitzten lokale Handwerker in ihrer Freizeit einzigartige Miniatur-Krippen. Die aus dem Pfaffenhütchen-Strauch gefertigten, teils winzigen Figürchen zeigen nicht nur die Geburt Christi, sondern auch zahlreiche biblische Szenen wie die Vertreibung aus dem Paradies, Noahs Arche oder den Einzug Jesu nach Jerusalem. Mehr als 100 handgefertigte Tiere bevölkern diese Krippe – darunter neben den klassischen Krippentieren auch wilde, lokale Tiere wie Steinbock, Hirsch oder Storch. «Sie verdeutlichen die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier in den grossen Geschichten der Bibel», sagt Sonderegger.
Im Kontrast dazu stehen die Schachtelkrippen von Hans Wimmer aus Baar im Kanton Zug. Die handbemalten Papierfiguren schaffen eine schlichte, fast poetische Szenerie. Maria, Josef und das Jesuskind sind hier von heimischen Waldtieren wie Rehen, Hirschen und Eulen umgeben. «Die Tiere aus der Wildnis symbolisieren die ungezähmte Natur», erklärt sie.
Flamingos und Nashörner
Neben traditionellen Darstellungen finden sich auch Krippen aus fernen Ländern. Eine peruanische Krippe versammelt eine Vielzahl von Tieren wie Lamas, Papageien und Flamingos. Ein tansanisches Ensemble aus Ebenholz stellt eine Krippentierwelt mit Elefantenherden, Nilpferden und Nashörnern dar. «Die Vielfalt dieser Krippen zeigt, wie kreativ verschiedene Kulturen die universelle Weihnachtsgeschichte in ihre eigene Lebenswelt übertragen haben», erklärt Sonderegger.
Begleitet wird die Schau von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Neben Führungen für Erwachsene gibt es auch Workshops für Kinder, bei denen sie eigene kleine Krippenfiguren basteln können.