Mit einer Doula an der Seite ist jeder Tag ein Muttertag.

Schwangerschaft

Die Zeit vor und nach der Geburt ist für die werdende Mutter besonders intensiv. Doulas wie Myriam Rungger stehen Frauen dabei emotional und körperlich zur Seite.

Sie sind eine sogenannte Doula. Dieser altgriechische Begriff bedeutet so viel wie Dienerin der Frau. Sehen Sie sich als Zudienerin gebärender Frauen?

Myriam Rungger: Der Begriff stammt aus einer Zeit, in der die Frauen in der Gemeinschaft geboren haben. Sie waren nie allein oder nur mit dem Mann. Frauen kamen zusammen, halfen einander, tauschten Erfahrungen aus und waren behütet von allen Seiten. 

Was macht eine Doula genau? 

Wir sind sozusagen gute Freundinnen auf Zeit. Doulas begleiten und unterstützen die werdende Mutter während der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Zeit danach bei allem, was sie braucht. Dies als optimale Ergänzung zur Hebamme. 

Was unterscheidet Sie denn von einer Hebamme? 

Im Gegensatz zur Hebamme haben wir keine medizinische Verantwortung und machen keine Vor- und Nachuntersuchungen. Wir umsorgen die Frau, massieren, trösten, erklären, machen Mut. Auch nach der Geburt besuchen wir auf Wunsch die Mütter, begleiten und unterstützen sie. Jede Doula hat einen Schwerpunkt in ihrem Angebot. Ich habe mich auf das Massieren spezialisiert. 

Sie bieten mexikanische Rebozomassage und indische AyurvedaSchwangerschaftsmassage an. Gibt es in Ihrer Arbeit auch christliche Elemente? 

Mir ist es wichtig, eine breite Palette zu haben, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen gut eingehen zu können. Von anderen Kulturen können wir diesbezüglich sehr viel lernen. Zum Beispiel die Stärkung des Gemeinschaftlichen, mehr miteinander unterwegs sein. Als Trauerbegleiterin begleite ich auch Eltern, die ein Kind verloren haben. Da orientiere ich mich an meinen christlichen Wurzeln, wenn es gewünscht wird. 

Warum wollten Sie Doula werden? 

Durch meine fünf Geburten erlebte ich viele verschiedene Arten zu gebären. Darunter die natürliche Geburt, Kaiserschnitt und auch eine Totgeburt. Ich hätte mir damals sehr gewünscht, eine zusätzliche Fachperson, wie eine Doula, zur Seite zu haben. Meine vielfältigen Geburtserfahrungen kann ich nun weitergeben. Ich schätzte den Austausch in der Ausbildung sehr. Nun darf ich sogar auch für eine Kollegin Doula sein. Das ist eine grosse Ehre für mich. 

Kann eine Doula das Geburtserlebnis im Spital verbessern? 

Ja. Eine Hebamme muss oft mehrere Frauen gleichzeitig betreuen. Als Doula unterstütze ich die Frau, das Paar bis zum Schluss der Geburt. Wir ergänzen auf eine sehr gute Art das bestehende medizinische Personal. Deshalb sind wir in verschiedenen Bündner Spitälern eingeladen, bei Führungen durch die Geburtsabteilung dabei zu sein. 

Eine Doula muss man sich allerdings leisten können. 

Grundsätzlich muss man eine Doula selbst finanzieren. Einige Krankenkassen übernehmen teilweise unsere Dienste als Zusatzleistung. Eine Geburtsbegleitung inklusive der Vor- und Nachgespräche und des Pikettdiensts gibt es ab 900 Franken. Über den Schweizer Dachverband können werdende Eltern finanzielle Unterstützung beantragen. Zu uns kommen denn Eltern aus allen gesellschaftlichen Schichten. 

Beziehen Sie auch Väter in Ihre Arbeit ein? 

Selbstverständlich, wenn der Mann und auch die Frau das wünschen. Die meisten Männer sind einfach froh, wenn ihre Partnerin als werdende Mutter all das bekommt, was sie gerade braucht. 

Myriam Rungger, 37

Myriam Rungger, 37

Die ausgebildete Floristin und Bäuerin wuchs in Greifensee auf und bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Bio-Bauernhof in Under Dutjen in der Gemeinde Safiental. Neben der einjährigen Ausbildung zur Doula absolvierte die fünffache Mutter Weiterbildungen zum Thema Geburtsund Trauerbegleitung. Sie ist Mitglied des Dachverbands Doula CH und der Regiogruppe Doulas Südostschweiz, der acht zertifizierte Doulas angehören.