Er packte seine Chancen – und rettete damit sein Leben

Neuerscheinung

Der Berner Restaurantbesitzer Eni Yousuf wurde als Kind von den Taliban verschleppt. Nach sieben Jahren konnte er fliehen. Nun hat er seine Geschichte in einem Buch veröffentlicht.

In «Nach oben und von dort über die Dächer» erzählt der gebürtige Afghane Eni Yousuf (*1997) seine Lebensgeschichte. Mit neun Jahren wurde er von den Taliban verschleppt, mit fünfzehn gelang ihm die Flucht. Vor zehn Jahren erreichte er die Schweiz – und war damit endlich in Sicherheit. Doch noch musste er einige Hürden nehmen, bis er sich hier ein eigenständiges Leben aufbauen konnte. Ein Ziel, das er mit Hartnäckigkeit und grossem Aufopferungswillen verfolgte und auch erreichte. Heute betreibt er zusammen mit seiner Frau, einer Schweizerin, ein afghanisches Restaurant in Bern. Auch ist er Vater einer Tochter.

Eni Yousuf, «Nach oben und von dort über die Dächer. Meine Flucht», 2025, 128 Seiten, Cosmos Verlag. Erhältlich im Buchhandel

In seinem Buch beschreibt Yousuf die Qualen, die er als Kind und Jugendlicher in den Zwangslagern der Taliban erleiden musste, wie er sich dreimal das Leben nehmen wollte und doch irgendwie am Leben festhielt. Wie er aus alldem auch lernte und Stärken entwickelte, die ihm halfen durchzuhalten, auf der beschwerlichen und gefährlichen Flucht wie auch beim Aufbau eines neuen Lebens in der Schweiz.

Eni Yousuf schildert auch, welche Gefühle das Erlebte bei ihm auslöste und welche Spuren es in seiner Seele und an seinem Körper hinterliess. Und auch, wie ihn die Liebe zu seiner Familie, seiner Partnerin, seinem Kind und auch sein Gottvertrauen durch all das hindurch trugen und weiterhin tragen.

Das Gelesene hallt lange nach und lädt ein, über das eigene Leben zu reflektieren.

Das Buch liest sich schnell und flüssig. Yousufs Geschichte ist an sich schon so spannend und berührend, dass man getrost über einige literarische und stilistische Unsicherheiten im Text wegsehen kann. Diese lassen sich gegen Ende des Buches auch einordnen, als er beschreibt, welche Anstrengung es für ihn bedeutete, seine Geschichte niederzuschreiben.

Das Gelesene hallt lange nach und lädt ein, über das eigene Leben zu reflektieren. Gleichzeitig erhält man einen Einblick in das Leben einer Person, die als Flüchtling in die Schweiz kommt, Schweres zu verarbeiten hat und sich gleichzeitig hier bewähren muss.

Scheinwerferlicht auf das Thema Flucht

Yousufs aussergewöhnliche Geschichte und seine starke Persönlichkeit werfen aber auch Fragen darüber auf, wie es wohl durchschnittlichen Menschen in der gleichen Situation ergehen würde. Auch die Frage nach dem Umgang mit Geflüchteten entlang ihres Fluchtwegs und in der Schweiz stellt sich einem bei der Lektüre.

Vor allem aber bleibt am Schluss Bewunderung für Yousufs Person zurück. Sein Festhalten an seinen Träumen, seine Lernfähigkeit und sein Wille, sich sein neues Leben nicht von seinen bleibenden körperlichen und seelischen Schmerzen nehmen zu lassen, inspirieren und machen demütig.