Schlagzeilen machen jene Geschichten, in denen die Protagonisten nach der Haftentlassung immer wieder straffällig werden. Von den Menschen, mit denen das Team72 arbeitet, nimmt kaum jemand Notiz. Höchstens dann, wenn sie einen neuen Ort zum Wohnen suchen. Straftäter sind selten beliebt in der Nachbarschaft. Dabei ist die Leistung des von der reformierten Kirche unterstützten Vereins nicht hoch genug einzuschätzen.

«Steh auf und geh»
Menschen, die ihre Strafe verbüsst haben, brauchen eine zweite Chance. Das liegt auch im Interesse der Gesellschaft. Und auch die Bibel erzählt viele Resozialisierungsgeschichten.
Auf der Suche: Das Team 72 muss sein Zuhause verlassen. (Foto: Martin Guggisberg)

Jesus integriert
Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass Straftäter einen Umgang finden mit ihren neuen Freiheiten und ihr Leben in Verantwortung gegenüber sich selbst und ihrem Umfeld meistern. Das gelingt besser, wenn sie arbeiten und sich integrieren können.
Das Evangelium erzählt unzählige Resozialisierungsgeschichten. Jesus holte Ausgegrenzte mitten in seinen Kreis: den unbeliebten Zöllner, die sozial benachteiligten Kinder, die unberührbaren Aussätzigen.
Gegen die Lähmung
Als Jesus in Jerusalem im überfüllten Haus predigte, deckten Männer Ziegel ab, um ihrem gelähmten Freund Zugang zu verschaffen zu Jesus. Er sagte: «Ich sage dir, steh auf und geh nach Hause» (Lk 5,24).
Dieser Zuspruch, der zugleich ein Auftrag ist, gilt auch den Männern und Frauen, die im Team72 die Chance auf einen Neuanfang erhalten. Sie haben sich ihren Taten gestellt und die Kraft aufgebracht, aufzustehen und den Weg aus der Gefangenschaft in die Selbst-verantwortung anzutreten. Die gesellschaftliche Stigmatisierung darf sie nicht lähmen.
Im Schatten der Schlagzeilen
Staat und Gesellschaft müssen das allergrösste Interesse daran haben, dass Täterinnen und Täter, die ihre Strafe verbüsst haben, weiterhin im Schatten der Schlagzeilen bleiben. Dafür brauchen sie einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen dürfen, ihre Talente einbringen und zugunsten der Gemeinschaft entfalten können.