Ein Abschied voller Licht und Hoffnung

Sport

Hunderte verabschiedeten sich in Uster von Radrennfahrerin Muriel Furrer. Pfarrer Matthias Stäubli spricht über die Herausforderung, die besondere Trauerfeier zu gestalten.

Das rote Rennrad von Muriel Furrer steht in der reformierten Kirche Uster, umgeben von Blumen, Kerzen und Fotos, die sie lachend im Tenue oder als Kind mit ihren Geschwistern zeigen. An diesem sonnigen Herbsttag, am 8. November, sind Hunderte Menschen gekommen, um Abschied von dem jungen Radtalent zu nehmen. Familie und Freunde, viele aus der Radsportszene haben sich versammelt.

Ihr Unfalltod während der Rad-WM im September hat die Schweiz und die Welt erschüttert. «Wir dürfen aber nicht nur der Trauer Raum geben, denn Muriel war stets so hoffnungsvoll», sagt Pfarrer Matthias Stäubli zu Beginn der Trauerfeier. Sie fand in Uster statt, da die Kirche in ihrem Wohnort Egg für den Anlass zu klein gewesen wäre. 

Den Glauben mutig gelebt

Für den erfahrenen Pfarrer aus Egg war die Organisation der Feier eine besondere Herausforderung. Seit dem tragischen Unfall begleitet er die Familie durch diese schwere Zeit. «Jeder Tod ist traurig, aber wenn eine 18-Jährige plötzlich beim Sport stirbt, bei dem, was sie liebt, ist das besonders schwer zu begreifen», sagte er im Vorfeld der Trauerfeier im Gespräch mit «reformiert.». Angesichts der öffentlichen Aufmerksamkeit legte Stäubli Wert darauf, eine ruhige und würdige Feier zu gestalten. In deren Mittelpunkt stand Furrers Glaube, den sie offen und mutig lebte. So waren auf ihrem Fahrradrahmen Bibelverse eingraviert, vor Wettkämpfen betete sie.

Auch in den sozialen Medien bekannte sich Muriel Furrer zu ihrem Glauben. Das Bild, das Swiss Cycling nach ihrem Tod veröffentlichte – Muriel mit gefalteten Händen über dem Lenker –, habe diese innere Haltung gezeigt, sagt Stäubli. Muriel Furrer hat den Konfirmationsunterricht bei seiner Kollegin besucht. Sie habe Muriel als ein lebensfrohes Mädchen mit klaren Überzeugungen beschrieben, auch in Glaubensfragen. Ihr Konfirmationsspruch lautete: «Hab keine Angst; sei mutig und stark, denn Gott ist mit dir auf allen deinen Wegen» (Josua 1,9). Diesen Vers habe Furrer verinnerlicht, und er habe sie durch ihr Leben begleitet, sagte der Pfarrer.

Zehn Küsschen auf die Stirn

Besonders ergreifend waren die Briefe der Eltern, die in der Kirche vorgelesen wurden. Ihre Mutter erinnerte darin an gemeinsame Pläne: «Skaten in Davos, das Musical ‹Mamma Mia› sehen, Shoppen in Zürich.» Sie fragt: «Warum durfte nicht ich für dich gehen?» Muriels Vater erzählte von Erlebnissen mit seiner Tochter: gemeinsamen Reisen im Wohnmobil und einer Panne in Verona. Es waren Anekdoten, die den Anwesenden ein Lächeln entlockten. Ihr Bruder dachte daran zurück, wie er ihr als Kind heimlich die Haare abschnitt und die Strähnen unter dem Sofa versteckte. Sein Traum war es, seine kleine Schwester eines Tages bei Olympia anzufeuern. Stattdessen habe er sich von ihr im Krankenhaus mit zehn Küsschen auf die Stirn verabschiedet.

Auch Freundinnen und Radsportkolleginnen, darunter Lara Liehner und Sirin Städler, nahmen tränenreich Abschied. Sie sprachen von Muriel als einer besonderen Freundin, die nun ein Schutzengel für sie sei. Regierungsrat Mario Fehr bezeichnete Muriel Furrer als Vorbild für uns alle. In seiner Predigt verwies Stäubli auf Jesaja 42,16: «Ich mache die Dunkelheit vor dir zu Licht.» Er ermutigte, auf dieses göttliche Versprechen zu vertrauen – wie Muriel dies stets getan habe.