Einer, der in dunkelsten Zeiten am Guten festhielt und nach reiflicher Prüfung das Notwendige nicht scheute, war der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Der Pazifist beteiligte sich am Widerstand gegen Adolf Hitler, weil er überzeugt war, dass das Gebot, nicht zu töten, dazu verpflichtet, den Massenmord zu verhindern. Das Attentat auf Hitler scheiterte, Bonhoeffer wurde kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet.
Bonhoeffer, dessen Theologie die Bergpredigt ins Zentrum stellte, wusste sich in der Nachfolge Christi und lernte im Widerstand zugleich Menschen kennen, die mutig das Richtige taten, ohne sich als Christen zu verstehen. Ihn bewegte deshalb «unablässig die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist», wie er 1944 im Gefängnis von Berlin Tegel schrieb. Die gleiche Frage trieb die Gemeinde um, an die Paulus schrieb und die sich erst langsam zur Kirche zu verfestigen begann.
Weil das Evangelium von einem der ganzen Welt zugewandten Gott erzählt, kann es für Bonhoeffer auch nur eine der ganzen Welt zugewandte Kirche geben, die das Gute bewahrt. «Vom Segen Gottes und der Gerechten lebt die Welt», schreibt Bonhoeffer im Juni 1944. Es gehe nicht darum, die Welt zu verurteilen, sondern sie als trotz allem zu Gott gehörig anzunehmen. «Wir verlassen sie nicht, wir verwerfen, verachten, verdammen sie nicht, sondern wir rufen sie zu Gott, wir geben ihr Hoffnung.»