Es gab eine kurze Zeit in der Geschichte, während der vielleicht mehr Französisch in der Stadt Schaffhausen gesprochen wurde als Deutsch. Das war 1687, zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle. Innert eines Jahres waren rund 9000 Flüchtlinge nach Schaffhausen gekommen und blieben mehrere Tage, Wochen, manchmal gar Monate. 9000 Menschen waren damals eine ganze Menge für eine Stadt, die gerade mal 5000 Einwohner zählte.
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 flüchteten rund 100'000 bis 200'000 Protestanten aus Frankreich. Dabei war es streng verboten, das Land zu verlassen. Ziel der französischen katholischen Regierung war es, die Untertanen nötigenfalls mit Gewalt vom «richtigen» Glauben zu überzeugen. So flüchteten die meisten Unwilligen heimlich und machten sich auf eine Reise, die sehr gefährlich war.
Die Schweiz war zwiespältig
Endlich in Genf angekommen, hatten die Menschen das Gefühl, in Sicherheit zu sein. Jedoch: «Die Schweiz war in ihrer Haltung gegenüber dieser Flüchtlingswelle zwiespältig», sagt der Historiker und Archäologe Laurent Auberson. «In evangelischen Orten wie Bern, Zürich, Basel oder Schaffhausen hatte man Mitleid mit der Not der Glaubensgenossen. Doch es bestanden noch politische und wirtschaftliche Interessen.»