Im Juli 1415, 102 Jahre bevor Martin Luther in Wittenberg seine Thesen veröffentlichte und 110 Jahre bevor in Zürich Huldrych Zwingli vor genau 500 Jahren mit der Prophezey einen theologischen Lehr- und Übersetzerkreis begründete, wurde der böhmische Prediger und Reformer Jan Hus hingerichtet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Von Prag aus war er ans Konstanzer Konzil gereist, um sich und seine Lehre zu verteidigen. Doch er wurde als Ketzer zum Tod verurteilt. Das von König Sigismund zugesicherte freie Geleit war bereits kurz nach seiner Ankunft am Bodensee Makulatur.
Jan Hus war Rektor der Universität in Prag und spielte eine zentrale Rolle bei der Etablierung progressiver Lehren und Praktiken in Böhmen. Er gilt damit als ein historisch bedeutender Vorläufer jener Theologen, die mit mehr Erfolg und politischer Unterstützung gegen die kirchliche Obrigkeit aufbegehrten und die Reformation anstiessen.