Die Möglichkeiten in der Sozialdiakonie betreffen nicht direkt die Kerntätigkeiten, sondern eher begleitende Arbeiten – aber ebenfalls wichtige: Texte entwerfen, korrigieren, zusammenfassen und übersetzen, Recherchen strukturieren, Unterrichtsmaterialien oder Redaktionspläne erstellen, gestalten für Drucksachen oder Online-Inhalte.
Antonia Zahner verwies aber auch klar auf die Grenzen. Sprachmodelle könnten Schwierigkeiten haben mit Ironie, Kontextverständnis und Faktentreue. «Präzise Prompts (Anweisungen), eine bewusste Modellwahl und konsequenter Faktencheck sind daher nötig», hält sie fest.
Entlastung bringt mehr Zeit
Indirekt komme so ein effizienter Einsatz von KI schliesslich doch der zwischenmenschlichen Arbeit zugute. Denn Korrespondenzen, Protokolle oder Übersetzungen liessen sich beschleunigen, Lehrmaterialien und Gesprächsleitfäden einfacher erstellen, komplexe Inhalte in leichte Sprache übertragen. «So bleibt mehr Zeit für Beziehungsarbeit und Gemeinwesenarbeit.»
Damit dies gelingt, braucht es klare Leitplanken. Zahner empfiehlt: keine Trainings mit vertraulichen Daten, kein Einsatz personenbezogener Informationen in unsicheren Tools, verbindliche Richtlinien und Schulungen in den Trägerschaften. Und präzise Briefings an die Sprachmodelle – mit klarer Rolle, Tonalität und Zielgruppe – würden Qualität und Konsistenz sichern.
Europäischer Verband empfiehlt Augenmass
Gemäss Diakonie Schweiz betont auch der europäische Dachverband Eurodiaconia
die Chancen und Risiken von KI im beruflichen Einsatz. Sie könne Barrierefreiheit und Effizienz erhöhen, gleichzeitig aber Verzerrungen und Ungleichheiten verstärken. Und der Europäische Verband der Leistungserbringer für Menschen mit Behinderung (Easpd) fordert deshalb eine menschenzentrierte, barrierefreie KI, die Transparenz und Datenschutz in den Mittelpunkt stellt. Für die Schweizer Sozialdiakonie heisse das: Technik muss dem Menschenbild und professionellen Standards verpflichtet bleiben.
Im zweiten Modul der Weiterbildung zeigte sich, dassdie besten Ergebnisse dort entstehen, wo Teamarbeit, Ethik und Technik zusammenkommen. Antonia Zahner formulierte es so: «KI ist wie E-Bike fahren: Wer sie klug nutzt, kommt mit weniger Kraftaufwand weiter, bleibt aber selbst die Fahrerin oder der Fahrer.»
Wo Praxistools wirken
Nach der Einfahrung in Grundlagen der Künstlichen Intelligenz und der praktischen Erprobung von KI- Anwendungen im Betriebsalltag folgen in der Weiterbildung von Diakonie Schweiz weitere drei Module. Ein Thema sind Anwendungen der KI im Bereich der Sozialen Arbeit. Hier geht es neben der Diskussion von Praxisbeispielen darum, ethisch zu reflektieren, wie KI-Anwendungen mit Blick auf gesellschaftliche Ungleichheit wirken.
Weiter stellt Spiro Mavrias von der Reformierten Kirche Kanton Zürich Praxistools vor, etwa einen Trainingsbot für diakonisch-seelsorgliche Gesprächsführung. Und es geht um Fragen wie die Begleitung von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen im Alltag, wie Sprachbots die Zusammenarbeit mit fremdsprachigen Geflüchteten erleichtern können oder eine Schuldenberatung durch KI unterstützt. Abschliessen wird die Weiterbildung eine Paneldiskussion mit Referierenden der Weiterbildung und Gästen.