Hymne des grossen Fests ist im Kasten

Neugierig schauen sich die Jugendlichen um. Sie sind zum ersten Mal in einem Tonstudio und finden es «megacool». Die lange Wand im Eingangsbereich der Somastudios in Zofingen ist mit gerahmten Platin- und Gold-Auszeichnungen tapeziert. «Der Mundartsänger Trauffer hat hier seine Songs aufgenommen», erzählt Produzent und Studiogründer Dave Hofmann. 

Als Erstes führt er die zehn jungen Frauen und Männer durch alle Aufnahmeräume. Gitarren stehen herum, Pianos, jede Menge Tontechnik, ein Schlagzeug und ein schwarzes Klavier. In der Mitte des grössten Raums, der mit Perserteppichen aus dem Brocki und Eierkartons an der Decke wie ein Bandübungsraum aussieht, steht ein Mikrofon. Darum herum werden die Jugendlichen gleich den Refrain des Songs «Worship in our hearts» singen. Der eigens für das nächsten September stattfindende Aargauer Kirchenfest komponierte Song wird an diesem Wochenende mit rund 35 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Umfeld der Kirche Oftringen aufgenommen. Gestern waren die Soli an der Reihe, heute die Chorteile.  

Musik zieht Junge an 

Hinter dem Projekt steht Sozialdiakon David Bhend, aka daFoo, selbst Sänger und Songwriter und gut vernetzt mit der lokalen Musikszene. Mit Geld aus dem Innovationsfonds der Landeskirche beauftragte er den deutschen Produzenten Daniel Volpe, einen Song im Stil der 1980er-Jahre zu schreiben. David Bhend sagt: «Kirche wirkt auf Jugendliche etwas verstaubt, sie ist oft kein Freudenort.» Doch im Konflager, in der Jugendgruppe und beim Jugendgottesdienst stellt er jeweils  fest: «Wird Musik gemacht, die ihnen gefällt, sind die Jungen dabei.» 

Im Aufnahmeraum stehen die Teenager jetzt mit Bhend im Kreis ums Mikrofon. Noch wirken sie etwas unsicher, blicken auf ihr Handy oder aufs Blatt mit dem Text, manche kichern. Aus dem Regieraum gibt Techniker Hofmann jetzt Musik auf ihre Kopfhörer, und auf ein Zeichen von Bhend singen sie los: «Worship in our hearts / Where the new day starts / Love for all creations / In every generation». Es ist das erste Mal, dass sie das Lied gemeinsam singen. 

Hofmann hört sich danach sogleich die Aufnahme an. «Das kommt super! Jetzt noch etwas kräftiger, offensiver!» Das Mikrofon leuchtet wieder blau, die nächste Aufnahme beginnt. Jérémie und Micha, zwei Jugendliche, die am Vorabend die Soli sangen, sind inzwischen zur Unterstützung gekommen. Ausgelassen tanzen die beiden im Regieraum zur Musik und motivieren die singenden Jugendlichen, ihr Bestes zu geben. Nach der zweiten Aufnahme mahnt Hofmann: «Nicht zu fest lachen dazwischen, kein Hüsteln, kein Rascheln!» Und wieder leuchtet das Mikrofon blau.

Etwas Unschärfe muss sein

Mit jedem Durchgang wirken die Jugendlichen mutiger, jetzt schauen sie einander beim Singen in die Augen, manche wippen im Rhythmus der Musik. Hofmann zeigt sich zufrieden, auch mit der gesanglichen Qualität. «Etwas Unschärfe ist notwendig. Ist es zu perfekt, hört es sich unmenschlich an.» 

Nach einer Stunde sind 20 Aufnahmen im Kasten, die Jugendlichen wirken entspannt und glücklich: «Es ist schön, zusammen etwas zu machen, von dem es ein Endprodukt gibt, das uns als gemeinsame Erinnerung bleibt», sagt Lorine. 

Bald auch ein Videoclip 

Zu den Mitwirkenden von «Worship in my heart» gehört auch der Kirchenratspräsident Christian Weber-Berg. Die Initiative freue ihn enorm, sagt er: «Es ist toll, dass Leute wie David Bhend Jugendliche motivieren können, beim Kirchenfest mitzumachen.» Als ihn Bhend fragte, ob er den Kirchenfest-Slogan «Wie im Himmel so im Aargau» vor dem letzten Chorus einsprechen wolle, musste Weber-Berg nicht lange überlegen. «Natürlich sagte ich Ja!» 

Der Kirchenratspräsident spielt in seiner Freizeit als Bassist in einer Blues-Band. Um den Sprechgesang, ergänzt durch die Zeile «Sterne Flöss im Schwarzblau», aufzunehmen habe es bloss etwas Rhythmusgefühl gebraucht. Geplant ist, in den kommenden Monaten von «Worship in my heart» einen Videoclip zu produzieren. Weber-Berg wird auch da wieder mitwirken, die Jugendlichen sowieso.