Paddington springt aufgeregt von einem Zimmer ins andere. «Er gehörte meiner kürzlich verstorbenen Mutter», sagt Chris Strauch, der den Hund nun aus dem Studio führt. Die Situation sei für Hund und Mensch neu, sagt Strauch, Radiojournalist und Mitinitiant des neuen Podcasts «Eat Your Bible». Wie meistert der Mensch den Verlust eines geliebten Menschen? Welche Konsequenzen ergeben sich für das Leben? Das Thema, das Strauch persönlich beschäftigte, war kürzlich auch Ausgangspunkt einer der Podcast-Folgen.
Das ist Teil des Konzepts von «Eat Your Bible»: persönlicher Einstieg, eine zufällig ausgewählte Bibelstelle und die Diskussion dazu. Josias Burger sagt: «Die Bibel gehört für mich zu den spannendsten Büchern überhaupt. Doch sie allein zu lesen, ist manchmal schwierig. Es braucht den Austausch mit anderen dazu.» Dann, so der Pfarrer, könne sie umso mehr inspirieren oder Lifehacks (Lebenskniffe) bieten.
Kein Tabu
Kennengelernt haben sich Pfarrer Burger und Journalist Strauch im Radiostudio in Chur. Beim Radio zu schnuppern, sei seit seiner Kindheit ein Traum gewesen, sagt Burger. Im Rahmen eines Sabbaticals vorletzten Sommer hat er sich diesen nun erfüllen dürfen. Der Theologe recherchierte, schrieb, schnitt und sprach eigene Radiobeiträge.
Gleichzeitig konnte der Radiojournalist ohne Scheu Fragen über Gott und die Welt an den Fachmann richten. «Eigentlich, so dachten wir, lässt sich daraus auch ein Podcast realisieren», erzählt Strauch. Also reichten sie im Herbst bei der reformierten Landeskirche ein entsprechendes Konzept ein mit dem Titel «Eat Your Bible» (Iss deine Bibel).
Das Wort einverleiben
Die Bibel sei ein Buch, mit dem die Menschen ringen, so Burger. «Genau das ist das Ziel des Podcasts: auf der Bibelstelle, die wir wählen, herumzukauen, sie zu verinnerlichen und für unseren Alltag nutzbar zu machen.» Eine digitale Bibelgruppe sei es aber nicht, so Burger. Vielmehr stehe die Diskussion um Fragen, «die man sich bisher nicht zu stellen traute», im Vordergrund.
Ansprechen möchten die Initianten mit dem Podcast auch nicht aktive Kirchenmitglieder oder solche, die nicht gläubig sind. «Wichtig ist, die Bibel hervorzunehmen und darin zu lesen», meint Strauch, der von sich sagt, an eine höhere Macht zu glauben. Das kritische Hinterfragen ist von der Bündner Landeskirche erwünscht. Sie unterstützt das Projekt mit rund 10 000 Franken.
Eine erste Evaluation ergab ein positives Fazit. 800 bis 900 Klicks generiert im Durchschnitt eine Folge. Erfreulich sei, dass neuerdings alte Menschen sich bei ihm erkundigen, wie sie die Sendung auf Youtube hören können, sagt Burger, der sich als fröhlich fromm bezeichnet. Humor sei für den Glauben wichtig. «Er schafft Distanz und Raum zur Reflexion.»