Am 6. Juni 1954 flimmerte das «Wort zum Sonntag» zum ersten Mal über die Schweizer Bildschirme. Sie hiess damals noch «Zum heutigen Sonntag», wurde am Sonntagabend ausgestrahlt und dauerte 10 Minuten. Erster Sprecher war der reformierte Pfarrer Kurt Naef aus Wildegg.
Neben der Tagesschau gehört das «Wort zum Sonntag» zu den ältesten Sendungen des Schweizer Fernsehens. Oft als Pinkelpause der Fernsehnation belächelt, erreicht die dreieinhalbminütige Sendung bis heute ein breites Publikum. Durchschnittlich 257’000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen am Samstagabend, was ihnen Pfarrerinnen und Pfarrer, Priester und Theologinnen über Welt und Gesellschaft zu sagen haben.
Gerade im Wort liegt die Stärke der Sendung. «Das Wort zum Sonntag» ist nach wie vor eine der wenigen Meinungssendungen von SRF.
Von der Kurzpredigt zum Kommentar
Wie erklärt sich der anhaltende Erfolg der Sendung, gerade angesichts der Kirchenaustritte? Das «Wort zum Sonntag» sei für viele Zuschauerinnen und Zuschauer ein Stück Heimat, sagt Norbert Bischofberger, SRF-Fachredaktor Religion. «Die Sprecherinnen und Sprecher bieten Orientierung aus christlicher Sicht zu ethischen und religiösen Themen und Fragen der Zeit. Und: «Gut die Hälfte der Schweizer Bevölkerung gehört nach wie vor einer Landeskirche an.»
Die Initiative für die Sendung ging von den Kirchen aus. Am Anfang stand die christliche Verkündigung im Zentrum. Das Konzept war so einfach wie schlicht: Pfarrer, Pfarrerinnen und katholische Geistliche kommentierten das Zeitgeschehen aus christlicher Sicht.
In den siebziger Jahren wurde der Rahmen gelockert: Aus der Kurzpredigt mit manchmal klerikalem Unterton wurde ein Kommentar zum Zeitgeschehen. Norbert Bischofberger charakterisiert die Sendung als «Wortbeitrag mit grosser Wirkung».