Wie erinnern Sie sich an den 16. August 2005?
Klaus Hamburger: Frère Alois und einige Brüder waren beim Weltjugendtag. Niemand ahnte, was geschehen würde. Etwa 3000 Menschen waren an diesem Tag in Taizé. Zum ersten Mal in der Geschichte der Taizé-Gesänge wurde ein Abendgebet gewaltsam unterbrochen. Ein Schrei ertönte, vermutlich von der Attentäterin. Frère Roger selbst blieb stumm. Er war alt und schwach und sass wie immer ganz hinten. Niemand wusste sofort, was passiert war.
Sie sagten einmal, es sei ein «passender Tod» gewesen. Was meinten Sie damit?
Frère Roger sass völlig ungeschützt unter den Menschen. Damit setzte er ein Zeichen: Gastfreundschaft statt Abschottung. Er wollte Nähe, keine Sicherheit. Es ging ihm um die Menschen. Genau das hat mich an ihm und an Taizé fasziniert.
Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich damals wie ein Lauffeuer – auch beim Weltjugendtag in Köln.
Viele erzählen mir noch heute, wo sie damals davon erfuhren. Sein Tod hat viele tief getroffen. In der St.-Agnes-Kirche, wo die Brüder während des Weltjugendtags beteten, sassen Menschen mit Tränen in den Augen. Plötzlich war der halbe Weltjugendtag innerlich in Taizé.