Gretchenfrage 25. Oktober 2023, von Isabelle Berger

«Man sieht mich ab und zu auch in der Kirche»

Samuel Giger

Der Spitzenschwinger und diesjährige Unspunnensieger hat von Kindesbeinen an gelernt, dankbar und bescheiden zu sein, sich aber auch mal durchzubeissen.

Wie haben Sie es mit der Religion, Samuel Giger?
Ich glaube an Gott, bin konfirmiert, und ab und zu bin ich auch in der Kirche. Zum Beispiel an Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen und an Weihnachten. Im Sommer nehme ich aber am Wochenende meistens an einem Schwingfest teil und habe dann auch gern mal wieder einen freien Sonntag.

Als Unspunnen-Sieger gehören Sie zu den Spitzenschwingern, im Jargon «die Bösen» genannt. Wo sehen Sie das wahre Böse?
Ich bin von Grund auf ein sehr optimistischer Mensch. In Schlechtem sehe ich automatisch auch das Gute. Wo das Böse drinsitzt, kann ich nicht pauschal beantworten.

Was lernen Sie aus dem Schwingen für den Alltag?
Sport allgemein lehrt einen Respekt im Umgang mit anderen Menschen, Zielstrebigkeit sowie Disziplin. Er bringt mir auch bei, besser mit dem Unerwarteten umzugehen. Zudem stärkt er den Charakter. Bereits als Kind habe ich gelernt, dankbar für das zu sein, was ich habe, und mich damit zufriedenzugeben. Gleichzeitig habe ich gelernt, mich auch mal durchzubeissen.

Sie gelten als bescheiden. Kann man in dieser fordernden Welt mit Bescheidenheit bestehen?
Bis jetzt bin ich so nicht schlecht gefahren. Im Sport darf man bisweilen nicht zu viel nach links und nach rechts schauen, bis man sein Ziel erreicht hat. Wenn es gelingt, ist man deswegen aber nicht etwas Besseres. Bescheiden zu sein, wurde mir schon als Kind vorgelebt.

Was möchten Sie als Schwinger noch erreichen?
Ich möchte einfach so weitermachen wie bis anhin. In den nächsten Jahren finden ein paar grosse Schwingfeste statt. Ich bin im besten Alter, um daran teilzunehmen. Mich physisch und mental steigern und das Beste herausholen, was mir noch möglich ist: Das ist mein Ziel.