Wie haben Sies mit der Religion, Frau Lauterburg?
Mein Grossvater und mein Onkel waren reformierte Pfarrer. Mein Vater hatte es jedoch nicht so mit der Kirche. Er war kritisch, und es kam auch vor, dass er in einem Gottesdienst einschlief. Diese Haltung hat sich auf mich übertragen. Trotzdem bin ich heute gerne in Kirchenräumen. Und wenn ich bei Abdankungen singe, ist das immer wunderbar. Da überkommt mich eine grosse Dankbarkeit. Zum Beispiel dafür, dass ich überhaupt lebe.
Zu leben, ist für viele Leute selbstverständlich. Für Sie also nicht?
Nein, gar nicht. Als ich mit meiner Tochter schwanger war, hatte ich einen sehr schweren Autounfall. Mein damaliger Partner und ich mussten aus dem Wrack herausgeschweisst werden. Aber ich war, abgesehen von ein paar blauen Flecken, unverletzt. Und das Kind auch. Ein Wunder. Seither habe ich keine Angst mehr vor dem Tod. Und oft, wenn ich in den Bergen wandere, bleibe ich kurz stehen und staune über die Kraft der Natur, die mich umgibt.
Glauben Sie an Gott?
So würde ich das nicht nennen. Ich bin auch immer skeptisch, wenn mir Leute begegnen, die explizit ihren Glauben ausdrücken, sei es mit einem Schleier oder einem Kreuz um den Hals. Die Tatsache, dass im Namen der Religion Verbrechen begangen werden, nährt meine Skepsis. Ich finde in der Natur und allgemein im Leben mehr Göttliches als in irgendeiner Religion.
Und was ist mit dem Leben nach dem Tod?
Keine Ahnung. Niemand kann mit Sicherheit sagen, was nach dem Sterben sein wird. Das finde ich auch überhaupt nicht schlimm. Manchmal denke ich, am Schluss des Lebens kommt nochmal eine grosse Überraschung, etwas, womit niemand rechnen konnte. Ich bin also gespannt und freue mich, bis dahin noch viel erleben und singen zu dürfen.
