Mit Rossini Zuversicht in schwierigen Zeiten vermitteln

Kultur

Désirée Mori singt in Elgg Rossinis «Petite Messe solennelle». Sie steht dabei mit Kindern und dem Kirchenchor des Dorfs auf der Bühne. 

Désirée Mori fällt sofort auf, wie sie in der reformierten Kirche in Elgg steht. Im matten Herbstlicht und umgeben von den vielen Weiss-, Braun- und Grautönen leuchtet sie geradezu in ihrem orangen Pullover. Auch sonst sticht die 33-jährige Sängerin heraus. Denn derzeit finden die Vorbereitungen zur Inszenierung von «Bei alldem …» statt. Das künstlerische Kernstück der neuen Produktion des Elgger Theaters zur Waage ist die «Petite Messe solennelle» von Gioachino Rossini. 

Regisseur und Projektleiter Simon Berger hat zu ersten Proben und Werbeaufnahmen gebeten. Mori singt kurze Partien aus Rossinis Messe. Eindrücklich füllt sie mit ihrer kräftigen Mezzosopran-Stimme den fast leeren Kirchenraum. Drei Kinder aus dem Dorf, die an der Aufführung teilnehmen werden, staunen und lauschen andächtig in der ersten Bankreihe. 

Harmonie im Team

Berger unterbricht ein erstes Mal, erläutert Mori und den zur Probe anwesenden Musikern, einem Pianisten und einem Akkordeonisten, die Abläufe. Danach ist Pause. 

Es ist das zweite Mal, dass Mori und Berger miteinander arbeiten. «Über den musikalischen Leiter Maxime Thély stiess ich vor einem Jahr zum Ensemble und habe sofort gespürt, dass es passt», sagt Mori. Harmonie sei für sie nicht nur in der Musik zentral, sie sei für sie im zwischenmenschlichen Bereich genauso wichtig. «Um das aus mir herauszuholen, was ich mir vorstelle, ist eine gute Atmosphäre unerlässlich.» 

Mori tritt schweizweit als Solistin auf, mit grösseren Ensembles oder in kleinen Kammermusik-Formationen. Auch auf prominenten Bühnen stand sie schon. Vor einem Jahr feierte sie ihr Debüt in der Tonhalle. 

Für die Aargauerin, die auch als Gesangslehrerin für Kinder und Jugendliche arbeitet, braucht es nicht zwingend ein renommiertes Haus oder ein bekanntes Ensemble zu sein, damit sie ein Projekt beeindruckt. Der Inhalt müsse künstlerisch überzeugen, betont sie. 

Wenn ich mich mit dem Stück identifiziere, bin ich beim Singen voll im Flow.

In Bergers Inszenierung singt sie die Altpartien, die ihr ganz besonders liegen. Am Projekt gefalle ihr, dass es eine szenische Darstellung sei und der schauspielerische Teil die Musik bereichere. 

Die tragikomische Inszenierung spielt in einem heruntergekommenen Hotel. Der vorbeihuschende Regisseur sagt dazu: «Wir erschaffen traumwandlerische Bilder, die das Publikum verzaubern sollen.» Damit möchte Berger «ein wenig Hoffnung und Zuversicht in schwierigen Zeiten vermitteln». 

Rossini im modernen Gewand

Mori hat für ihre jungen Jahre bereits vielfältige Bühnenerfahrungen gesammelt und wie nun in Elgg oft mit Laienchören und Laiendarstellern gearbeitet. Dass Leute mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenfinden, sei das Spezielle an diesem Stück. «Hier macht quasi das halbe Dorf mit.» Besonders für die Kinder sei das Projekt bestimmt ein inspirierendes Erlebnis. 

Den Aufführungsort mag Mori besonders. Die Mauern der über 500 Jahre alten Kirche atmen förmlich Geschichte und sind ein idealer Rahmen, um die spirituelle Botschaft in Rossinis Text zu vermitteln. «Um das Werk besser spüren und singen zu können, übersetze ich die Texte für mich vorgängig», erklärt Mori. 

Zudem transportiere die Inszenierung Rossinis Messe in die heutige Welt und gebe dem zeitlosen Narrativ ein modernes Gewand. «Somit wird es sicher keine steife Angelegenheit», konstatiert Mori zufrieden. Denn je besser sie sich mit einem Stück identifizieren könne, desto grösser sei die Freude an der Musik. «Und wenn das der Fall ist, bin ich während einer Vorführung voll im Flow.»

Bei alldem ... Ein szenisches Nachdenken über das Miteinander. Premiere: Freitag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, ref. Kirche, Elgg. www.theaterzurwaage.ch