Lebensfragen 31. Mai 2024, von Corinne Dobler

Soll ich bei ihm bleiben, auch wenn er frei sein will?

Lebensfragen

Fachleute beantworten Ihre Fragen zu Glauben und Theologie sowie zu Problemen in Partnerschaft, Familie und anderen Lebensbereichen.

Mein Mann hat mir eröffnet, dass er mich zwar liebe, aber ein sexuelles Abenteuer erlebt habe und fortan auch weitere erleben wolle. Er habe einen unruhigen Tiger in sich der nach jahrelanger Treue jetzt nicht mehr zu bändigen sei. Ich selber sehe das anders. Ich halte fest an unserer Zweierbeziehung und leide sehr unter dieser Situation. Und auch die Kinder kriegen unsere Spannungen langsam mit.

Pfarrerin und Seelsorgerin Corinne Dobler antwortet:

Ihr Mann hat sein Lebenskonzept geändert. Er will sexuelle Abenteuer erleben. Weg vom ehelichen Treueversprechen. Sie selber können also nur noch sich selber treu sein. Gleichzeitig möchte er Sie an seiner Seite wissen und gemeinsam die Kinder grossziehen. Was heisst das jetzt für Sie? Sitzen Sie auf der Wartebank in der Hoffnung, dass der Mann wieder an ihre Seite zurückkehrt und monogam lebt? Wie hoch ist der Preis, den Sie zu zahlen bereit sind? 

Möchten Sie zusammenbleiben und weiter leiden der Kinder zuliebe? Das kommt nicht gut. Bereits schreiben Sie uns, dass die Kinder den Konflikt mitbekommen. Bei Ihnen zu Hause liegt Spannung in der Luft. Darauf reagieren Kinder jeden Alters sehr sensibel. Das schadet ihnen langfristig. Oft reagieren sie mit Verhaltensauffälligkeiten oder körperlichen Symptomen. Sie und Ihr Mann stecken also in einem Dilemma, das Klarheit verlangt und mittelfristig nach einer Entscheidung ruft. 

Wichtig wäre es, die Konsequenzen einer Entscheidung durchzudenken. Und anschliessend in Gesprächen zu verhandeln. Das gilt für beide Seiten. Was heisst es zu bleiben? Unter welchen Bedingungen? Sind diese Bedingungen verhandelbar? Wer wäre für welchen Schritt bereit, um die alte Ordnung wiederherzustellen mit frischem Wind in den Segeln? Dabei müsste der Wiederaufbau des Vertrauens im Vordergrund stehen. Das braucht Zeit. Oder muss eine Trennung eingeleitet werden? Durchschnittlich löst eine Trennung bei beiden Partnern Verlust- und Existenzängste aus. Wie geht es den Kindern und was brauchen sie? Sagen Sie den Kindern, dass diese Trennung nichts mit Ihnen zu tun hat. Und dass Sie als Mutter und Vater immer an ihrer Seite bleiben, sie lieben und unterstützen werden. Sie haben eine intensive Verhandlungsphase vor sich. Bleiben Sie sich treu.

Haben Sie auch eine Frage?

Fachleute beantworten Ihre Fragen zu Glauben und Theologie sowie zu Problemen in Partnerschaft, Familie und anderen Lebensbereichen: Corinne Dobler (Seelsorge), Martin Bachmann und Salome Roesch (Partnerschaft und Sexualität) und Ralph Kunz (Theologie). 

Senden Sie Ihre Fragen an «reformiert.», Lebensfragen, Preyergasse 13, 8001 Zürich. 

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