Lebensfragen 26. April 2024, von Ralph Kunz

Wo ist meine Heimat im Glauben an Gott?

Lebensfragen

Fachleute beantworten Ihre Fragen zu Glauben und Theologie sowie zu Problemen in Partnerschaft, Familie und anderen Lebensbereichen.

Wohl bin ich Mitglied der reformierten Kirche, doch in Geist und Seele gehöre ich keiner der sieben Weltreligionen an. Wie soll ich mich als geborener Christ mit Blick auf mein irdisches Ableben verhalten, wenn ich glaube, dass die lokale Kirche bei meiner Abdankung nicht für mein Heil zuständig sein kann? Wo finde ich die (Inter-)Religiosität, die mich aus den Klammern der Institutionen befreit? Wo schliesst der Glaube an Gott alle Menschen auf diesem Planeten ein?

Theologe Ralph Kunz antwortet:

Können Weltreligionen Gott für sich beanspruchen und anderen absprechen? Ich kann gut nachvollziehen, dass Ihnen bei diesem Gedanken eng wird. Es geht mir auch so. Ich glaube auch nicht, dass irgendeine Kirche, ob lokal oder global, für das Heil ihrer Mitglieder zuständig ist. Für das Heil sorgt Gott. Wer sonst? 

Wenn Sie mich nach einem Glauben fragen, der alle Menschen in dieses Heil einschliesst, ist meine Antwort: Das ist doch die Botschaft des Evangeliums. Dass Gott die «Welt» liebt. Sie sprechen von den Menschen auf unserem Planeten. Ich denke, das Heil schliesst auch die Tiere und Pflanzen mit ein, die ganze Schöpfung, Sonne, Mond und Sterne samt allen 100 Milliarden Galaxien. Wenn wir uns schon das Weltall nicht vorstellen können, wie viel schwerer fällt es uns, die Liebe zu erfassen, die alles erschaffen hat und alles erlösen will? Was ich nicht erklären kann, bringt mich zum Staunen. Worüber ich nur staunen kann, macht mich dankbar. Es ist zu wunderbar, als dass ich es begreifen könnte. Darum geht es doch im Glauben! Nicht um Rechthaberei, sondern um das, was Ihrem Geist und Ihrer Seele so wichtig ist.

Ich bin sicher, Sie finden auch in ihrer Heimatgemeinde Menschen, die Ihre Überzeugung teilen. Fragen Sie Ihre Pfarrerin, Ihren Pfarrer und diskutieren Sie die Möglichkeiten einer kirchlichen Abdankung, die Ihnen inhaltlich und in der Form entspricht. Sie können es testen. Das ist der Vorteil der Ortsgemeinde. Ich kann in der Institution deshalb nicht nur eine Klammer sehen, aus der man sich befreien soll. Meine Abdankung ist wichtig für die Menschen, die um mich trauern. Dass sie da zu Gelegenheit haben, dafür sorge ich. Für das Heil sorgt Gott, für das Ritual die Kirche. Darauf zu vertrauen, dass meine Abdankung im rechten Geist geschieht, ist auch befreiend. 

Haben Sie auch eine Frage?

Fachleute beantworten Ihre Fragen zu Glauben und Theologie sowie zu Problemen in Partnerschaft, Familie und anderen Lebensbereichen: Corinne Dobler (Seelsorge), Martin Bachmann und Salome Roesch (Partnerschaft und Sexualität) und Ralph Kunz (Theologie). 

Senden Sie Ihre Fragen an «reformiert.», Lebensfragen, Preyergasse 13, 8001 Zürich. 

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