Auch die Hilfe muss grenzenlos sein

Kommentar

In Afrika steigt die Zahl der Corona-Infektionen und mit ihr Sorge vor einer Katastrophe.«reformiert.»-Redaktor Marius Schären fordert grenzenlose Unterstützung.

Das winzige Wesen hat eine riesige Wirkung. Das spüren wir schon in der Schweiz. Doch in Entwicklungsländern könnte das Coronavirus erst recht zu Katastrophen von enormem Ausmass führen. «Da wird es Szenen geben, die wir uns heute noch nicht vorstellen können», sagt etwa der deutsche Epidemiologe Maxi-mi­lian Gertler ge­genüber dem Portal Watson. Er war für Ärzte ohne Grenzen in Afrika, als dort Ebola ausbrach. UN-Organisationen warnen ebenfalls vor einem humanitären Desaster. Die Auswirkungen auf die Gesundheit und damit die medizinische Versorgung ist dabei nur ein Problem – wenn auch ein gravierendes. Vorerkrankungen sowie Man­gel­ernährung machen selbst Jüngste zu Risikopersonen. In den Slums, wo in Afrika etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt, und in grossen Flüchtlingslagern sind Menschen auf engstem Raum zusammen. Wasser ist Mangelware. Wie sollen sie Distanz wahren und strikte Hygiene einhalten?

Hilfe dort hilft auch hier

Hinzu kommen prekäre wirtschaftliche und gesellschaftliche Umstände. Wenn Gelegenheitsjobs wegfallen, haben viele sofort nichts mehr. Schon jetzt herrschende soziale, ökonomische und politische Krisen werden verstärkt. Mittel, um die Bevölkerung zu unterstützen, sind äusserst knapp. Und dann ziehen auch noch Investoren ihr Kapital ab.

Das zeigt, dass die Entwicklungsländer auf mehreren Ebenen Unterstützung brauchen. Aufklärung, Hygienesets, Seife und Desinfektionsmittel, Stärkung der medizinischen Versorgung und auch direkt wirkende wirtschaftliche Hilfe sind unabdingbar. Auch wenn wir in Europa zurzeit stärker mit uns selbst beschäftigt sind als in normalen Zeiten: Die Unterstützung muss grenzenlos sein, möglichst noch vor der totalen Ausbreitung des Virus. Das würde schliesslich allen dienen. Denn auch die Folgen humanitärer Katastrophen sind grenzenlos.