Transparenz bei der Vergabe war überfällig

Kommentar

Die Kirchgemeinde Zürich verspricht Transparenz bei der Wohnungsvergabe. Dafür war es höchste Zeit. Auch sich von der Marktmiete zu verabschieden, war richtig.

Wohnungsbau ist in Zürich ein heisses Eisen. Kein Wunder, stiess das Leitbild, das die damalige Zentralkirchenpflege des Stadtverbands im März 2016 mit nur einer Gegenstimme durchgewinkt hat­te, auf Kritik. Wenn auch mit zwei Jahren Verzögerung.

Der Satz des Anstosses: «Wir orientieren uns grundsätzlich am System der Marktmiete.» Mit etwas Fantasie konnte die Kirche in die Nähe von Immobilienspekulanten ge­rückt werden, was «entsetzte» Grüne im Gemeinderat im Frühling 2018 prompt taten. Sie warfen der Kirche «eklatanten Mangel an sozialer Verantwortung» vor und verlangten die Interven­tion des Stadtrates.

Keine Nachhilfe nötig

Die staatliche Nachhilfe in Nächstenliebe hatte die Kirche zum Glück nicht nötig. Den Streit hatte sie damals bereits beigelegt.

Die Kritiker definitiv besänftigt hat die Kirchenpflege nun offensichtlich, indem sie das städtische Modell der Kostenmiete übernimmt. Damit kann sie in Zürich politisch eigentlich nichts falsch machen.

Rendite passt nicht zu Steuern

In einer ideologisch aufgeladenen Frage beschreitet die Kirche einen pragmatischen Mittelweg. Sie beharrt darauf, Erträge für den Unterhalt und die Erneuerung der vermieteten Liegenschaften zu erwirtschaften. Damit geht sie verantwortungsvoll mit dem ihr anvertrauten Vermögen um.

Gewinne abschöpfen zu wollen, ist keine gute Idee, selbst wenn sie in diakonische Projekte um­geleitet würden, wie einst diskutiert. Kirchen, die finanziell schlechter dastehen, mögen dazu gezwungen sein. In Zürich aber er­halten die Reformierten Unternehmenssteuern. Damit sollen sie ihren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen. Den Wohnungsmarkt nicht auch noch anzuheizen, gehört dazu.

Ein Lob auf die Bürokratie

Überfällig war, dass die Kirchenpflege die Vergabe der Woh­nun­gen einheitlich regelt. Viel­leicht wird das Vermieten aufwendiger, aber zuweilen dient die Bürokratie der Transparenz. Im konkreten Fall sogar der Glaubwürdigkeit.